Donnerstag, 15. Juni 1922

15/6 Frohnleichnam.― Sonderbar die steigende Lebhaftigkeit gewisser Träume im letzten Jahr ― insbesondre alle, die mit „Tastgefühl“ ― im weitesten erotischen Sinn zu thun haben. So dass ich selbst schon dem Wachen nah,― die Dinge als absolute Realität empfinde. Auffallend auch die Lebhaftigkeit optischer Hallucinationen, vor dem Einschlafen, in völliger Bewußtheit. Mit geschlossenen Augen Gesichter, in deren Zeichnung sogar eine Art Willkür meinerseits mitwirkt;― dann phantastische Arabesken ― die aber auch zu wirklichen Bildern werden (Landschaft, Moschee ―) immer veränderlich ― bis sich die üblichen Schlangenformen u. dergl. entwickeln ― zweifellos „Sichtbarwerden“ des Augenhintergrundes;― der Blut- und Lymphcirculation vielleicht im Glaskörper (?) und Sklera.

Vm. mit H. K. Schafberg, in dem verwüsteten Wald gelegen.―

Mit Heini ein Mozart Quintett.

Nm. ziemlich intensiv mit dem 3. Akt des „Verf.“ beschäftigt.

Melancholie dieser einsamen Sommersonntagnachmittage. Und war früher noch einsamer ― denn die Einsamkeit hieß „Ehe“.―

Gegen Abend zu Richards in den Garten. (Hr. Steph. Auspitz.) ―