22/4 München. Mit Kopfweh erwacht … Üble Stimmung, fast zu Thränen.― Besorgungen.―
Zu O.― Hatte ihr auf ihren Wunsch das Körner’sche Buch über mich gebracht;― sie sprach darüber ― insbesondre was er von meinem „Egoismus“ sagt; und sie besonders richtig fand.― Ich bat nur, mir „selbstlose“ Menschen zu nennen … sie meinte das führe auf ein Nebengeleise;― ich spürte, wie sich eigentlich nichts in ihr verändert,― sie sich doch noch ins Unrecht gesetzt fühlt;― wir spazierten schweigend, feindselig ― als wären wir noch glücklich verheiratet ― In die alte Pinakothek; wo wir beide ein wenig dissimulirten.―
Mittagmahlte allein in der „Jahreszeiten“ Bar.
Nm. im Hotelzimmer für die Vorlesung allerlei durchgenommen.―
Zu O.; mit ihr zu Schüleins, dort genachtm. Später kam Frau Grethe Lichtenstein, mit der sich O. gut zu verstehen scheint,― eben in Scheidung;― ruhige freundliche Frau.―
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Rufname Gretel
Maler
Pseudonym Dina Marius
Schauspielerin, Sängerin
Arthur Schnitzler an Hedy Kempny, 22.4.1922
Quelle: Hedy Kempny und Arthur Schnitzler: Das Mädchen mit den dreizehn Seelen. Eine Korrespondenz ergänzt durch Blätter aus Hedy Kempnys Tagebuch sowie durch eine Auswahl ihrer Erzählungen. Hg. v. Heinz P. Adamek. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1984. (Neue Frau)