Samstag, 18. März 1922

18/3 Vor 23 Jahren starb M. R.

Vm. Länderbank; finanz. mit Onkel Max.―

― Bei der Hofrätin, die heute Abend nach Paris fährt. Aufträge an Zifferer. Entwicklung meines Rufs in den letzten zwei Jahren.―

― Zu Ama, die aus Reichenau zurück; recht übel dran zu sein scheint. Vorher sprach ich Mädi Olden (bei der sie wohnt, die etwas cocottisirt aber hübsch aussieht). Soll ev. im Reigen „junge Frau“ spielen.

Den Nachm. wie nun meist recht nervös, lese, versuche zu schreiben, ordne etc.―

Oper, Première von Josefslegende, Neustudierung von Feuersnoth (Strauß). Im ersten Können, Schwung, Rhythmus;― im zweiten Musikfreudigkeit fast Melodie;― in der Tiefe beide banal und fast leer.― In der Josefslegende war mir der Text (Pantomime) von Kessler und Hofmannsthal in seiner Gewolltheit, seinem Snobismus, seiner Praetensiosität recht zuwider. Das „neue“ … daß Josef von einem Erzengel gerettet wird; und daß Vorbereitungen zur Tortur auf die Scene gebracht werden.― War von Thayer geladen; mit ihm und einer Amerikanerin samt Töchterlein in der Loge, sowie bei Sacher; und im Auto heimgeführt.―

― Dachte: wenn man mir am 18. März 1899 prophezeit hätte (während ich an M. R.s Sterbebett saß und in der Burg Hugo’s Stücke aufgeführt wurden): In 23 Jahren wirst du einer Première von Hugo beiwohnen;― in einer ersten Stock Loge, mit einer eleganten noch jungen Frau ― und einem 12jähr. Mädchen und einem sehr eleganten hübschen Amerikaner und nachher sehr fein in der gleichen Gesellschaft bei Sacher nachtmahlen … Hätte geschlossen: werde verheiratet sein, in sehr guten Verhältnissen,― und vom Weltkrieg ― keineswegs was geahnt.