Samstag, 28. Jänner 1922

28/1 Gegen Mittag bei V. L.;― ihre Mutter, ein ungar. Hauptmann. Kurze Zeit allein ― sprechen wir von unsern,― sie von ihrer, ich von meiner Angelegenheit. Sie will los und scheint es noch nicht völlig zu vermögen ― obzwar sie von seiner „Schäbigkeit“ überzeugt …

― Ziemlich verkühlt.― Lese Nm. englisch weiter, O. kommt gegen 6, an Lilis Bett,― auch Heini dabei, ich sitze bei ihnen;― die Kinder spaßen und witzeln in ihrer Weise; ich sage zu O.: du würdest jeden Tag vom Tisch aufstehen (wie sie es manchmal in jener nervösen vorwandsuchenden Zeit, wenn Heini gar zu witzig war, that oder thun wollte);― O.: zu Lili. „Das sagt der Vater nur, weil er nicht will, daß ich wiederkomme …“ ― Wie soll Lili diese Beziehung nur verstehen? Dabei fällt O. mir immer wieder um den Hals,― benimmt sich ganz „zu Haus“.―

― Ich fahre mit ihr zu Alma; wir essen wieder allein, und sitzen dann an Almas Bett.― Alma erzählt von Mahler, seiner Schwester Justi, Rosé; Burckhard;― jung, blond, wuschlig, auf dem Nachtkastl liegt der Brief an Werfel (und was liegt noch alles dazwischen!),― und über zehn Jahre ist Mahler todt … Etwas verspätet ― diese meine „Beziehungen“ zu Mahler.― Sie erzählt auch von Moll (dem Stiefvater); ihrem Verhältnis zur Mutter, zum Vater, zum Stiefvater.― Abschied von O. im Vorzimmer ― morgen fährt sie nach Salzburg.―