Samstag, 14. Jänner 1922

14/1 In Hietzing bei der Wittwe Popper (er hatte am Tag vor seinem Tode seine Wirtschafterin geheiratet). Die beiden Frauen (sie und ihre Nichte) noch immer in Thränen. ― Frau Adolf Gelber mit der 2j. Enkelin.―

Gestern Brief von O. an Heini, ihre Ankunft bei Alma in den nächsten Tagen ankündigend.

Nm. am Verf.; mit vergeblicher Mühe (immer die Scene Aurelie ― Falkenier).―

Finanz. Bilanz; Lächerlichkeit der Ziffern ― über 10 oder 11 „Millionen“ (im heutigen Kurs das dreifache) eingenommen, über „4 Millionen“ ausgegeben. Die Preise sind durchschnittlich jetzt aufs 500-2000fache gestiegen.―

Alma tel., Gr. sei bei ihr gewesen; sie arbeite gegen ihn, er könne ohne O. nicht leben, sie sei für seine Arbeit unbedingt notwendig, er fühle wie sie sich, offenbar durch Alma’s Schuld, von ihm abwende;― er stehe für nichts ein, wenn er O. verliere.― Dies hob irgend wie meine Stimmung;― denn ich sehe wieder eine Möglichkeit einer festen Verbindung O. und G.;― was meine innere Verantwortung (ethische Hypersensibilität aus Wehleidigkeit) mildern würde. Ihre Angst ist es offenbar, dadurch Lili zu verlieren.― Mein Entschluss, ihrem Ruf, den Geburtstag mit ihr zu verbringen zum Zweck wirklicher Aussprache („es wäre über alle Begriffe schön“ schreibt sie), nicht zu folgen,― that mir selbst weh; und doch wäre alles andre falsch gewesen.―

H. K. tel. wegen morgigen Spaziergangs, ich refusire wegen V. L.;― V. L. läßt abtelephoniren, was mich unverhältnismäßig verstimmt … „Unverhältnismäßig“ ― das ist es ja in allen Dingen!― Aber es gibt Proben aufs Exempel.―

Las Bergmanns Biographie zu Ende. Sein Altwerden sein Tod, wirkt ergreifend. Eine Tragödie, die jeder Mensch erlebt, und doch eine Tragoedie? Hier stimmt etwas nicht.―