Dienstag, 29. November 1921

29/11 Vm. bei Gisa, Länderbank, Schneider; Volksth. (Strike zu Ende), bei Frau Vilma Lichtenstern; wo dann auch Doc. Dr. Müller erschien;― speiste bei Julius’.―

Nm. Briefe (u. a. an Olga, nur über Thatsachen).

N. d. N. bei Max Hayek und Frau, in seines Schwiegervaters Hause. Er zeigt mir die Zeichnungen seiner recht begabten Frau. Raph. Schermann kommt; kleiner nervöser Mensch, äußerlich etwa Cravatenhändler in der Taborstraße.― Sagt gleich zu Hayek (ein wenig wie Entréecouplet) etliches über das Zeichnen seiner Frau, das sei eine Katastrophe,― allerlei über ihre Sehnsucht nach einem Mann,― wodurch H. sich ein wenig in seiner Würde verletzt fühlend sich psychologisirend zu retten sucht. Sch. erzählt ferner einige höchst seltsame Geschichten von seiner prophetischen Gabe; ob sie völlig wahr, wurde mir nicht ganz deutlich;― dann zeichnet er aus dem Kopf ein paar Worte von mir, mit meiner Unterschrift; ich schreibe sie (ohne seine Schrift zu sehen) nach, und es ergibt sich zwar keine Analogie, aber höchst merkwürdige Aehnlichkeiten, die übers zufällige hinausgehn. Er prophezeit mir hierauf allerlei günstiges für die Zukunft,― was mich, obzwar ich den Suggestionswillen merke, angenehm berührt.