Montag, 10. Oktober 1921

10/10 Früh wieder einmal Weinattacken; in tiefer Verstimmung.

Dictirt Briefe, Roman.―

Gegen Abend zu O. und Alma M., Adieusagen.―

Zu O.: Ich wünschte, daß unsre Beziehung endlich auf eine vernünftige Basis gestellt wird ― das ist unmöglich, solange du das Gefühl hast, dir geschehe von mir Unrecht … … Worauf, schon nach drei vier Repliken sie erklärte: ― ich habe ihr ― die Kinder weggenommen … Lili gehöre zu ihr ― … Ich: Darum habe ich ― nachdem du schon zwei Jahre die Gel. des Hr. Gr. warst;― noch im Jänner dir freigestellt ― zu lösen und da zu bleiben; … du aber bist nach Mannheim gefahren und hast mir zum 3. Mal geschrieben, ich solle die Scheidung einleiten … Du konntest nicht einen Moment denken, daß ich, nachdem du das Haus zerstört, meine Arbeitskraft vernichtet,― und endlich selbst auf Scheidung gedrungen;― ich dir ― ― Lili ausliefern würde ― ganz abgesehn davon daß es ein Unrecht gegen sie gewesen wäre ― Jeder Richter, jeder Gott,― hätte mir Lili zugesprochen ― sogar wenn wirklich auf beiden Seiten gleiche Schuld gewesen wäre … Im übrigen sage selbst ― wie stellst du dir eine andre Lösung vor … ― Auf meine klaren, nur etwas heftigen Deductionen, Alma war dabei, erwiderte sie unlogisch, bös, … „Was willst du denn von mir?― Laß mich endlich in Frieden“ … ― es wurde immer schlimmer;― eine Scene alten Stils wurde draus;― sie versuchte nun das ganze … auf einen „Krampfanfall“ von mir hinauszuspielen ― ich geriet in unsägliche Erbitterung.― Ich verlange nichts, nichts als Einsicht … aber statt daß sie nun endlich käme ― es wird immer schlimmer ― ihre Einsichtslosigkeit wächst ins ungeheure. Ich kann mit einem Gespenst, sagt ich ihr, oder einer Irrsinnigen nicht verkehren,― du fühlst ― daß dir von mir ein Unrecht geschieht,― welcher Mensch auf Erden, auch der mildeste, hätte anders handeln können ― ich frage dich selbst;― was ich deiner Ansicht nach hätte thun sollen,― du weißt keine Antwort …

― Sie weinte schrie, lief in ihr Zimmer, Alma war verzweifelt ― fühlte ganz gut wie recht ich hatte; … wollte sie nicht im Stich lassen ― ich sei zu hart mit ihr;― ich reichte O. zum Abschied die Hand, sie reichte mir die ihre nicht,― ich ging, Alma, Werfel an der Thür … ― „Ich kann nicht mehr“;― durch die Straßen, hin, in ein Kino, in die Pilsenetzer, daheim noch gelesen.

1921-10-10