Mittwoch, 5. Oktober 1921

5/10 Vm. bei Bernau; er will die Leb. Std. aufführen, ich sage ihm, daß ich nach der schmählichen Kakaduaufführung wenig Lust habe. Er gibt alles zu;― klagt über die unseligen Verhältnisse. Wir besprechen eine provis. Besetzung und ich verpflichte mich vorläufig nicht.

Zu Alma M.;― sie will mich zuerst allein sprechen,― ich solle gut zu O. sein;― küsst mir die Hände, weint,― ― ob O. im Nov. nicht doch in meinem Haus wohnen könne ― ― ich lehne aufs entschiedenste ab;― die Sache mit G. sei absolut zu Ende;― u. s. w. ― „ob ich sie auch richtig ― erzogen habe“ …? Ich: ― läge eine Schuld auch bei mir ― von Herbst 19 sei die Rechnung ganz klar gewesen ― äußerlich und innerlich ihr Verhalten absolut unentschuldbar.― Was übrigens meine Schuld anbelange ― manche fanden, ich wäre zu mild;― andre ― zu tyrannisch gewesen ― in Wirklichkeit war die Entwicklung seit Jahren klar, durch nichts aufzuhalten;― und das immerhin unerwartete, aus O.’s Betragen nachher.―

Zu O.;― ich frage nach ihrem Salzburger Aufenthalt; sie erzählt mir von Grethe Kainz, Hotel, Essen, etc.; will nach 8 Tagen zurück, was dann, noch unsicher, wahrscheinlich München (sie empfindet (in der Tiefe) den jetzigen Zustand dort nur als Provisorium);― ich von Haus und Kindern, Theuerung etc.;― fast stockt das Gespräch manchmal,― Fragen nach meiner Arbeit beantwort ich mit einem kühlen „Allerlei“.― Ich spreche noch die zu Besuch anwesende Frau Moll (Almas Mutter), Pfarrer Othmar aus St. Paul, und Werfel; wir verabreden, daß Heini Nm. zu O. kommt, sie morgen Nachm. zu den Kindern; ich morgen dort nachtmahle.

Nm. mit „Verführer“ beschäftigt, aphoristischem und Novellenstoffen.

Abends Raoul Auernheimer;― allerlei urheberrechtliche, geschäftliche und liter. Fragen. Er ließ mir einen neuen Einakter „Das ältere Fach“ da, von dem er sehr eingenommen ist, den ich gleich las, der mir aber nicht sehr stark scheint, und von Comt. Mizi und einem Saltenschen Einakter über Gebühr abhängig.―