Sonntag, 25. September 1921

25/9 S. Traum: In meinem Zimmer, mit zwei Herren (Patienten), öffne, sie hinaus lassend, die Thür zum Schlafzimmer,― Olga tritt entgegen, braunes mir unbekanntes Kleid, ihre Phys. sehe ich irgend wie nicht ― ich schreie aus Schreck, und ganz wenig aus Freude, erwache von dem Schrei.― Später träume ich, daß ich vor dem Landesgericht aus einem (Schub?) Wagen aussteige, mit andern (nicht sichtbaren) gleich mir, um hingerichtet zu werden. Wenig Leute vor dem Thor, doch ich habe mich keineswegs zu schämen, da ich als Revolutionär hingerichtet werde,― dem zum Zeichen habe ich einen langen Spazierstab, hab ihn aber scheints im Wagen vergessen. Ich gehe in eine Vorhalle, allein, links an einer Art Katheder vor zwei Kerzen sitzt eine Frau (wie Kassierin) ― was irgend wie zum Rituale gehört, einen grau angezognen auch beamteten Menschen vor mir stoß ich unsanft fort;― der Verhandlungsaal (oder Richtplatz) vor mir verschwimmt im Dunkel; ich habe mäßige Angst und tröste mich, daß man ja jedenfalls sterben müsse, wache dann, wohl willkürlich, auf.―

Gegen Morgen träum ich, daß ich die vorigen Träume O. (und Lucy) erzählen will;― doch thu ich, als hätt ich den ersten vergessen, und beginne nur den zweiten. Mit O. hab ich noch zu sprechen;― morgen reis ich ab, vorläufig entfern ich mich mit einem Riesenpolster, laufe mit Vergnügen die asphaltirte Straße (welche?) abwärts, doch wozu, dann muß ich wieder bergauf,― an der Balustrade einer Stiege, die in die Tiefe zu einem andern Stadttheil führt, wart ich mit dem Polster, er ist eigentlich ein riesiger Kohlensack; mein Blick geht links über einen weiten Teich, wohl in einem Park;― nun bin ich wieder bei O., wo auch Lucy, bringe den Sack, ja, Zucker ist drin, wieder mit, wir wollen in ein Kino gehn; Lucy schlägt vor Hans Jacob einzuladen, er zahlt ja für sich; übrigens fällt ihr ein, daß sie mir (für Kino und Nachtmahl) schuldig ist.―

Wache auf, mit bittern Gedanken gegen O.,― die seit ihrem Wiener Projekt und besonders ihrem letzten Brief (den zu beantworten ich nicht fähig war), in mir wieder so stark sind als wären wir nicht „längst“ geschieden.―

Im Auto von Askonas’ abgeholt, mit Kolap; wir auch Lili über Sievring ― Weidlingbach ― (Pferde von Askonas Schwager besichtigt) ― SteinrieglExelberg (Wiesenrast, Herbstblumen) ― KönigstettenRiederbergPurkersdorf ― nach Haus.― Bedeckter Herbsttag.―

Nm. am Roman.―

Mit Heini nach Favoriten, Arbeiterheim;― Armut von Wildgans;― unmögliches Local; daneben Musik, so gut wie nichts gehört. Heini spielte den „Vogt“ in guter Maske und sehr gewandt.― Zurück mit Heini, Kolap, Horch (gleichfalls mitgespielt).

Las neulich Martha Karlweis „Gastmahl der Branicka“,― ihre Afferei geht ins geniale; ein Simili Wassermann stellenweise von täuschendem Glanz.―