Donnerstag, 21. Juli 1921

21/7 Vm., von 11 an ruhig zu Haus, entwarf ich den Pierrettenfilm.―

Eh sie kommt ― Nervosität, Unruhe;― mit ihnen nicht oft ein ganz ungetrübtes Glück;― ein Aufathmen wenn ich wieder allein bin;― ein gutes Gefühl an Tagen, wo ich vermuthen darf, ganz ungestört zu bleiben;― war es nicht schon in meiner Jugend so?―

Nm. greif ich nach ein paar alten Briefen, von Liesl an O. (die sie mir zur Aufbewahrung gab) ― komme sofort auf folgende Stellen: (vom 23/9 1919) „Daß du zu wenig Güte und Geduld hast, sagte ich dir ein Leben lang und du gibst es in lichten Momenten selbst zu. Steht ja auch alles schon in den Werken deines Gatten. Wer ist denn die Johanna im Eins. Weg, die nicht geschaffen ist für Mitleiden, Krankheit und Tod? Die die eigene Mutter weniger liebt, seitdem sie krank ist? Du bist weder eine Seelen- noch eine Körpersamariterin, wer will dir daraus einen Vorwurf machen? Ein starkblütiger, ungeduldiger, großer Backfisch bist du und deshalb ist es gut wenn du allein bist.“ …

Und am 30/6 19: „Du hast nicht viel seelische Grazie und Phantasie ― die beiden Hauptbestandtheile der wahren Liebesfähigkeit. Glücksucherin mehr wie Beglückerin. Ein Nebeneinander der Empfindungen liegt dir nicht, fürchterlich radical und ausschließlich bist du, mein imperialistisches O.!―“

― Ob. L.g. Hofr. Dr. Pollak; wir besichtigten das Haus, das er während meiner Abwesenheit bewohnen soll;― die Haushälterin Mathilde; Besprechung. Er saß lange Zeit mit mir auf meinem Balkon.―

Zu Anningers; mit ihm im wunderschönen Garten. Die Tochter Lotte.―

Zu Julius’; genachtm. Über die latente Bolschewistenwirtschaft bei uns. Russisches Elend, Hunger u. s. w. Finanzielles, Steuer; phantast. Zustände.―