Mittwoch, 20. Juli 1921

20/7 Wenig, aber concentrirt geschlafen. Morgenträume;― u. a. wie ich O. wüthend Correcturfahnen um die Ohren haue (― H. K. sprach gestern davon daß (sie?) nun die Correcturen ihres Berner Freundes liegen lasse);― u. a.―

Vm. Dr. Geiringer bei mir; besprachen einiges juristisch, vor allem mein Testament. Zeigte ihm Haus und Garten. Er hat es seit Jahren nicht gesehn, entzückt. O. ward ihm von neuem unbegreiflich; auch mir geht das pathologische ihres Wesens immer mehr auf.―

Begegnung in der Stadt … „Kennen Sie mich noch ―“ Ja, ― Else S.! ― Seit 25 Jahren nicht gesehn, ― heute sei sie berühmt, gestern delogirt, es stehe im Abend, ihr Gatte hielt eine Rede an die Menge. Sie hat ihn vor 2 Jahren geheiratet;― jungfräulich. Sie sei sehr nervenkrank gewesen; sprach von ihrer jahrelangen Liebe zu mir; nicht einmal ein Kuss. ― Ihr Mann, Schriftsteller, durch Annonce.― Sie überreicht mir eine Nummer der Reform, zeigt mir ihr und sein Bild, das ihrer verheirateten Schwester Jenny, Paris, in die ich vor 25 Jahren etwas verliebt war.― Sie möchte Protection, Verbindung; ist in ärmlichen Verhältnissen.―

― Consulat;― die Einreisebewilligungen aus Pöcking für die Kinder ― ungiltig, sie müssen aus Starnberg sein. Wütend.―

Zu Helene B.;― von ihrem unglücklichen Sohn in Amerika und anderm Familienleid; sie hat nun einen neuen Trost gefunden, strickt Westen.― Wünscht, ich solle mich unterhalten, nehmen, was sich bietet;― es gebe eben Männer die auch alternd u. s. w.― Erzählt von einem Geiger, der unglücklich sie geliebt, und sie von mir habe abbringen wollen … Der ganze Tag ― ein Romancapitel, zu viel retrospectives.―

Nm. H. K.; wir jausneten auf der Terrasse ― Das übrige litt ein wenig unter gegenseitiger Beobachtung; später spielte sie (ganz hübsch) Clavier, Grieg und Schütt; ich eigenes; eine Verstimmung löste sich im Rest. Kratzer.