Donnerstag, 7. Juli 1921

7/7 Unbehaglichkeit.― Zu Gericht. Dr. Feuchtwang (der auch sehr für Reformen ist aber sie für unmöglich hält) Dr. Geiringer (mit Vollmacht von O.); Hofrath Raffelsberger;― eine Schreiberin, Protokollaufnahme ― und die Ehe wurde für getrennt erklärt … So hab ich mein Scherflein zur Statistik beigetragen.―

Ich begleitete Dr. G.;― er findet (mit Recht) daß nun erst die Angelegenheit reinlich geordnet sei.― Und nun, zurückschauend ― kann ich nichts andres sagen: Ich hatte nicht anders handeln können als ich gethan. Immer wieder gab ich ihr die Möglichkeit zurückzukehren ― oder ein klares saubres Ende zu machen;― sie lavirte und suchte eine Rechtfertigung für sich, indem sie ein falsches Bild von mir für sich und die andern herzustellen versuchte. Diese letzten zwei Jahre sind nie, nie, nie ungelebt und ungelitten zu machen.

― Mit G. allerlei wegen Nachlaß besprochen.―

Zu Haus die Nachricht, dass auch Wuckis Schwester im Sterben liegt.―

Begegne in der Türkenschanzstr. Frau Devrient, deren jugendliche Tochter vor ein paar Monaten gestorben, auf einige Trostworte von mir erwidert sie weinend: „Es ist furchtbar ― wenn man ein gutes Wesen verliert … furchtbarer, als wenn man ein nicht gutes verliert … bitte halten Sie mich nicht für taktlos … ich muß so viel an Sie in der letzten Zeit denken …“ Der Ruf von Olgas „Ungüte“.

Frühstück bei General Hallier. Eine Dame aus Paris (Name?) die für die Revue mit einigen namhaften Oesterreichern sprechen wollte und von mir allerlei zu erfahren wünschte. U. a. Director Glück (Museen) dort, mit dem ich mich entfernte (nach leidlich angenehmen 2 Stunden). Der Sohn des Generals, Offizier; die Generalin.

― Zu Haus Brief von O., in düstrer Stimmung, aber mit mäßiger Einsicht. G. fährt Sonntag nach Salzburg, sie will die Kinder, besonders Heini bald bei sich haben.―

Nachricht, daß mein alter Lehrer Max. Lang am 22. Juni in Belluša, Slowakei gestorben ist.―

― Eine Hysterische, Antonie G., die mir gestern einen Brief gesandt, möchte mich sprechen; wird nicht vorgelassen.―

Siroccale Luft; die Kinder nicht zu Haus …

…Gibt es überhaupt „äußere“ Dinge?― Das Haus ist heut doch noch um etwas leerer;― und Olgas ― Zimmer … Und ich wußte es doch schon am 30. Jänner, daß sie nie wiederkehren wird.

Z. N. Hajek und Julius (aus Aussee zurück). Hajek, als ich ihm die vollzogene Scheidung mittheilte: „Ich gratulire“, und sagte allerlei böses über ihren Größenwahn u. a.―

N. d. N. mit Heini über allerlei finanzielles und literarisch-nachlaßhaftes, wie es die Umstände erforderten … „Die Gründe, warum wir uns getrennt haben, dürften dir ja bekannt sein.“ Er: „Ungefähr.“