Sonntag, 15. Mai 1921

15/5 S. Pfingstsonntag.― Mein 59. Geburtstag. Gegen Morgen ein Traum, sehr bedrückend,― daß O. todt sei, schon längre Zeit;― ich war sehr froh, als ich erwachend der Wahrheit inne wurde.―

Die „Bescheerung“. Blumen und Lebensmittel; von Heini colorirte Zeichnungen zu Thor und Tod; zum gemütl. Commissär von Courteline, recht gut. O. hatte mir eine Hortensie kaufen lassen. Meinem Wunsch gemäß hatte sie es vermieden zu telegrafiren.―

Heini fuhr mit seinem neuen Rad; in einer eleganten neuen Dress nach Klosterneuburg baden; Lili ging mit „Geiti“ spazieren.

Ich, allein wie meist, über Grinzing (flüchtige Begegnung mit Hock, dessen Hörer jetzt Heini; Hock vom Burgth. fort) ― Krapfenwaldl ― Jaegerwiese ― LeopoldsbergGrinzing. Wunderbares Wetter; war meist mit Weiher beschäftigt, ein paar Verse in ganz leidlicher Stimmung, so daß ich fast wieder Hoffnung fasste,― von Gedanken an O. nur wenig gestört.―

Zu Tisch Paul Marx; nachher erzählte er den Kindern im Garten Theatergeschichten, ich hörte sie bis herauf lachen, während ich Zeitungen las, ziemlich müd.

Helene, Julius, Annie, Hans, später Karl zum Thee;― Julius und Helene berichtete ich aus München das wesentlichste … Helene äußerte etliches mäßig kluges, wie, daß O. aus meinen Sachen viel gelernt, und daß sie sich über meinen Mangel an „Weichheit“ eigentlich wundern müsse.― Julius wurde ins Spital geholt, Heini und ich mit Helene und Annie im Türkenschanzpark spazieren; dann Heini und ich ins Gersthofer Kino, ein guter Sherlock Holmes Film.―

Lili kam, etwas kritisch aus dem Burgth., Kaufmann von Venedig (mit Anningers).―

Ich las später noch Zeitungen und Maupassant.―

Hatte den ganzen Tag ziemliche Halsschmerzen.