Sonntag, 8. Mai 1921

8/5 S. Übler Morgen. Stehe um 5 auf, Verse am Weiher.―

Zu Lucy. Ich kann zuerst vor Thränen kaum reden.― Sie spricht das harte Wort aus, daß O.,― bei allen ihren Qualitäten, das Maß von Leid nicht werth sei, das sie über mich gebracht habe.― Wer von ihr fordre sei ihr unbequem,― und Bequemlichkeit sei ihre wesentlichste Eigenschaft.― Bitter habe sie sich beklagt, daß ich schon das Gesuch des Advokaten zum Rabbiner mitgebracht. „So fest entschlossen war er!“ Immer wieder wie ein Kind, die den Ernst nicht fassen kann und will.― Nach dem Atelierbesuch hatte Suz. sehr gut von mir gesprochen;― darauf O. ganz zornig, als gehöre ich ihr und man wolle mich ihr wegnehmen; „Die wär gar nichts für ihn“ ― Daß Suzanne auch ganz unglücklich über die Trennung, veranlaßt O. zu der Bemerkung gegenüber Lucy: „Siehst du, die billigen es auch nicht, daß er sich scheiden lassen will.“

Mit Lucy zu O. Wir spazieren durch den „Herzogspark“, speisen dort im Freien. München gefällt mir so gut, sag ich, daß ich beinah übersiedeln möchte ― O.,― jetzt immer sehr zärtlich, will mir um den Hals fallen ―, ich setze hinzu,― „wenn du nicht hier lebtest …“.

― Nm. zu Heinrich Mann. Mit ihm und seiner Gattin Jause;― sie frägt nur, warum sich O. nicht gemeldet; er kein Wort über sie. Sehr herzlich zu mir.―

Zu O.;― treffe Bruno Walter mit Tochter zu Rad;― O. und Lucy kommen herzu.―

Mit O. und Lucy im engl. Garten spazieren; Rest. Schwarz.