Sonntag, 17. April 1921

17/4 S. Regen. Kalt.― Vm. bei Speidels; er immer wieder im Beginn einer Verlegercarriere, aus der dann nichts wieder. Verbittert, aber leidlich gute Haltung.― Sie leidet viel an ihren epileptoiden Anfällen; hat nur mit „Wirtschaft“ zu thun; Thränen im Aug, wie von Elschens Wiederfortgehn gesprochen wird. Über Tresslers 50. Geburtstag. Die eben verheiratete reiche Tochter, die ihm 2 Dutzend Krägen schenkt.―

Bei Specht’s; die übermorgen wieder nach Holland fahren. Über Bittners neue Oper (Kohlhaymerin);― seine „Zerschmetterung“ wegen des geringen Erfolgs;― sein Wesen.

Traum heute Nacht, nicht concret erinnerlich;― in der Stimmung, Unbehagen, daß O. wieder da war.

Nm. am Weiher.

Z. N. Kartono, Leonidow (Moskauer Künstlerth.), Chapiro, Garda Kaufmann (wo Chap. wohnt); nachher auch Richard, Bubi; Frl. Wittels, und Frau Wittels. Ch. erzählt mir, daß in Russland bei vielen noch die Meinung an die Authenticität jenes Interviews verbreitet sei, in dem ich Tolstoi beschimpfte! (Hatte die Sache durch R. Rolland berichtigen lassen.) Kuprin hatte mich damals in einem heftigen Artikel (mir nicht bekannt geworden) beschimpft.― Leon. erzählt mir von den zahlreichen Aufführungen in der letzten Zeit, besonders Anatol, Reigen (auch dort mit Skandalen), Liebelei. Der stärkste war Märchen ― vor schon bald 25-30 Jahren, mit der Komissarschewskaja ― der Übersetzer hatte 100.000e verdient. Man war erstaunt, daß ich bisher aus Russland kaum ein paar Kronen erhalten!―

Las Hamsuns „An des Reiches Pforten“, Kraus’ „Literatur“ (amüsante Werfelsatire).