Freitag, 18. März 1921

18/3 22. Todestag von M. R.― Fuhr nach Mödling,― mit einem Brief von Helene Binder, sozusagen „aufrichtend“, sehr gut gemeint. Wie seltsam ― heut der erste Brief ― den ich von dem Wesen erhielt, das ich vor ― 35 Jahren beinah heiraten wollte.― An Mauer vorbei ― Erinnerung an 97.― Über den Liechtenstein ins „Radetzky“ ― dort nach Zimmern gefragt, immerhin mit Nebengedanken.―

Spazieren, Brühl;― nicht bis zu dem Haus, in dem Heini geboren.― Meiereiwiese. Sonne, Vorfrühling ― Blick hinauf, Weg, wo ich October 99 mit O. saß ― ― bitterlich geweint.― Im Hotel Radetzky gegessen.―

Nach Baden mit der Bahn. In der Nähe des Sanatoriums Vilma Lichtenstern (die mich so ziemlich erwartet), zuerst mit Cousine Frau Dr. Schmid.― Mit V. L. Park;― sie hat Brief von O.; sie erkundigt sich nach Haus, mir etc.― Pension Bellevue, saßen auf einer Sonnenterrasse im Garten.― Über O.;― ihr Standpunkt immer, daß ja schon seit 1912 unsre Ehe schlecht sei ― daher wird der Fall, der nun alles erledigt, fortescamotirt. (Als wenn nicht 1912 im Keim die gleichen Gründe gewesen wären.) ― Jause im Sanatorium; mit V. L.Director Karczag und Karpath (hier zur Cur) kommen dazu. Karczag redet völlig vertrottelt, will aus dem Wiedner Theater ein Prosatheater machen,― wenn ich ihm ein Stück schreibe; solle die Hauptpersonen des Reigen dazu verwenden u. s. w.― V. L. begleitet mich zur Elektrischen, sitzt eine Weile bei mir.― Ich fahre ab, lese Varennes;― ein hübsches Mädl grüßt mich; es ist die Tochter der Charlotte Pf.,― flüchtige nicht intime Beziehung ― vor etwa 30 Jahren;― deren sie sich offenbar vor der literar.-jüdischen Tochter rühmt; lernte das Mädl vor 7 Jahren anlässlich meines Urania Vortrags kennen;― sie wird gleich sehr zutraulich; macht mir Confidencen,― aller Art,― etwas nymphomanisch (früher hätt ich gedacht bonne fortune ―) will mir zum Abschied ein Parfumfläschchen;― ein Spitzentaschentuch geben;― so schließt dieser 18. März fast symbolisch.