Mittwoch, 23. Februar 1921

23/2 Zeitungsnachricht;― gestern Skandal mit Stinkbomben in Berlin (Reigen, etwa 60. Aufführung) ― 30 Verhaftungen. (Vorstoß der deutschnationalen Antisemiten.)

Burgth. Generalprobe Claudel „Tausch“. 1. Akt interessant ― im weitern Verlauf besonders Schluß unklar und gedehnt. Hörte wenig.― Um mich herum das widerliche „Wissen“ der Leute. Saß neben Gf. Mensdorff.― (Nie wieder neben O.)

Heim mit Saltens und Grethe Kainz, und Richard.― Kalter sonniger Wintertag.―

Wie lang werden noch ihre Bilder in meinem Zimmer hängen? Ihre Bleistiftzeichnung Vahrn 901 … Die Erinnerungen fressen mein Herz stückweis auf.―

― Nm. Frau Rosa Gußmann-Schweinburg (Olgas Cousine), wegen ev. Anstellung bei einer Wohlfahrtsorganisation. (Über „Wille“ und „Gott“.― Ihr Gatte Neurastheniker und Dilettant; ihr Schwiegervater 250 Mill. reich.)

Später Helene.― Sie erzählt mir u. a., daß O. nach Liesls Tod ihr gesagt,― wir seien entfremdet;― sie sei über mich hinausgewachsen; (früher) über meine Depressionen ― aber sie werde „auf ihrem Posten bleiben wie ein Soldat“.

― Z. N. bei der Hofrätin.― Der franz. Socialistenführer Longuet, Praesident Vetter, Richard und Paula, Chapiro.― L. sympathisch, einfach; über den (eben stattfindenden) Congress, die allgemeine Abkehr von Moskau. ― Später Werfel Alma Mahler, die morgen nach Deutschland fahren. Alma: „Ich komme auch nach München“ sagte sie bedeutungsvoll, … ich erwähnte O. nicht, sie vermied es auch, äußerte den Wunsch mit mir zu reden, wenn sie zurückkäme.― Dann Rudi und Garda Kaufmann.― Alle ― „vermeiden es …“ ―

Im Intendanzwagen mit Rich. und Paula nach Haus.