Freitag, 11. Februar 1921

11/2 Vm. in der Roseggergasse; wegen Frau Deimel, der Stiefmutter Eugens;― erfuhr dort, daß sie vor ein paar Wochen gestorben.―

Ins Volksth.― Die Reigen Affaire. Competenzstreit zwischen Min. des Innern und Landesregierung, Polizeipraesid. dazwischen. Artikel in Arbeiterztg. und Reichspost … Verbot angeblich noch nicht erfolgt;― die Mittag Ztg. bringt dann Mittheilung, daß schon Verbot.―

Zur Hofrätin. Sie liest mir das Brouillon des Briefs an O. vor ― in dem sie ihr vorwirft, dass sie am Tag der Generalprobe abgereist sei;― für ihre Schuld mich nicht verantwortlich machen dürfe; von der Empörung der andern u. s. w.― Sie theilt mir dann mit, daß O. ― zu Alma gesagt,― ich hätte ein Gespräch mit Gr. abgelehnt, das er gewünscht hätte … Wenn diese Verdrehung richtig;― ist es das schlimmste von allem!―

― Es ergibt sich nun allmälig (was mir freilich nicht neu), dass schon vor 1½ Jahren in Salzburg die Leute (Zweig etc.) ihr heftig verübelten.―

Jessie zu Tisch;― (die auch keine ganz gute Rolle gespielt hat und es jetzt offenkundig ein wenig bereut).

― Wintersonne;― in Lilis Zimmer,― Heini, Jessie, Bubi und die Katz.

Corresp. Herzog telefonirt, daß Skandale im Parlament ― wegen Reigen waren, mit Prügeleien.

― Zu Frau V. L.; die morgen nach Baden fährt.―

Zu Julius’ (mit Heini).― Die Zeitungen voll mit den Parlamentsberichten: Interpell. der Sozialdemokraten, Antwort des clericalen Ministers Glanz; Seitz und Reumann für mich (natürlich nur im Sinne von gegen die Christlichsozialen), beinahe Prügelei. Das ganze scheinbar ein Competenzstreit? Glanz (Min. des Innern) durfte nicht verbieten;― Reumann (Bürgermeister und Landesregierung) mußte sich dem Verbot fügen … Jedenfalls wird trotz des Verbotes der Reigen weiter gespielt.

Die Zeitungen benehmen sich nach Parteipolitischen Grundsätzen.―

Mit Julius das erste Mal über die Ehekrise. Er hörte bewegt zu.― [Indess] spielten Hans und Heini vierhändig.―