Freitag, 28. Jänner 1921

28/1 Probe.― Es wird eine im ganzen sehr gute Aufführung. Die Keller beglückend.― Ihre Scene mit dem Dichter (Ziegler). Manches ergreift mich. Die Scenen könnten „Der einsame Weg“ heißen.

Auch Bernau kam und erweist sich, insbesondre in seiner dummen Gegnerschaft gegen Friedmann’s Bühnenentwürfe von arger Taktlosigkeit; beleidigt den jungen Menschen immerfort.―

Zu Hause traf ich Dr. Kartono an.―

Dictire endgiltige Berichtigung. Auch diese Angelegenheit nahm zwangshaften Charakter an.―

O. fuhr auf die Bahn, ihr Gepäck aufgeben …

Kolap erzählte mir dann, ganz verweint, von einem kurzen Gespräch, das sie mit O. in ihrem ziemlich ausgeräumten Zimmer gehabt. Ob sie, O. denn gar nicht fühle und ob ihr denn keine ihrer Freundinnen sage, dass sie etwas ungeheuerliches begehe … Worauf O. immer: … sie habe sich bemüht … aber es gehe nun einmal nicht … u. s. w.

O. spät zu mir, verweint. Ich sage ihr: sie solle mir aufrichtig sagen was sie vorhabe.― Sie: Sie wisse nicht … sie sei zerbrochen … müsse sich sammeln … Sie habe heute auch mit Heini andeutungsweise gesprochen, der natürlich fühlt, was vorgeht.― Ich verwahre mich, daß sie immer wieder in unsern Gesprächen das wesentliche Moment ausschaltet;― wünsche, sie sollte wieder ein Gefühl ― nicht für mich, aber von mir bekommen. Thränen auf beiden Seiten … Sie fragt, ob sie bleiben solle. Ich. Nein; fasse meine Thränen nicht als eine Bitte auf. Ich verlange nur, daß du zu einem Entschluss kommst!― ― Ob sie bleibe, fortgehe,― es sei ihr fast gleichgiltig ― das Leben … ein Hauch, nicht mehr ― sie sei nun mit dem Tod so vertraut geworden … Dergleichen lehne ich ab ― da wir ja eben doch beide am Leben sind … ― Das unsagbar schmerzliche dieser Gespräche läßt sich nie und nimmer wiedergeben … Steig ich je wieder aus der furchtbaren Atmosphäre dieser Lebensperiode empor ― ich werde kaum fassen, daß ich sie überstanden.―