Montag, 24. Jänner 1921

24/1 Träume, von überdeutlicher Symbolik.― Bin mit O. Kino, erste Reihe, sie ist von größter Zärtlichkeit (E. B.!―);― wir gehn,― ich glaube Pause, aber es ist schon ganz aus (!),― verliere meinen Zwicker, finde ihn, verletze mich am gebrochnen Glas, an der Hand, dann an den nackten Füßen;― sitze dann im selben Kino, auf der Gallerie rechts, Lili neben mir, dann Heini, der sich so setzt, daß ich rücken muß und gar nichts sehen kann;― bin dann in einem kleinen Saal, etwa Nebenraum zu einem Laboratorium, zu einer Akademie gehörig, schönes Gebäude;― wie ich fortgehen will,― ist mir der Winterrock gestohlen worden. Ich suche; es hängen viele Röcke da, ich berühre manch feine pelzgefütterte, gewöhnliche; auch Arbeitsmäntel zusammen gelegt in Nischen,― flüchtiger Gedanke, ich könnte einen nehmen;― wie soll ich nun nach Haus, in der Kälte ― ? über die Freyung; noch dazu meinen Rucksack tragen;― Richard Specht will mir einen andern Rock von Hause holen, mir fällt ein, da ich nun so viel Geld mit dem Reigen verdiene, kann ich mir leicht einen neuen Winterrock kaufen;― ich ziehe Pantoffeln an, denn auch meine Füße sind nackt, ziehe einen verkehrt an, einer ist mit Pelz gefüttert, im Vorraum ziehn sich die Hörer, wie nach einer Vorlesung, ihre Überzieher an ― Während ich meinen Winterrock suchte, einige Leute;― auch Onno,― aus dem dann Moissi wird, der mich nicht ganz aufrichtig tröstet (M. im Reigenprozess: er würde jede Collegin anspucken, die mitspielte!) ―

Vm. Probe; im Foyer; nur ein paar Scenen; auch Heini war eine Weile dabei, und „schäkerte mit den Actricen“ ―

― Gleich nach Tisch Hietzing Lainz;― Spital des Versorgunghauses.― Das Zimmer der Sterbenden.― O.’s Vater dem Ende nahe; seine Schwägerin, Tante Bertha da.― Er schien mich nicht zu erkennen. Hatte ihn seit 20 Jahren fast nicht gesehn.― Ich telefonirte an O.,― die sich einen Zahn hatte ziehn lassen;― sie solle daher nicht kommen. Als ich ins Krankenzimmer zurück kam, war eben einer gestorben und lag schon in Laken gehüllt.― Die kleine uneheliche Tochter, Rudolfine,― ich sprach ein paar Worte mit ihr;― eine leise Aehnlichkeit mit Liesl;― ich besprach mit Frau B. G. allerlei.

― Nach Hietzing zu Popper, der sich sehr erholt hat.

Heim, in Regen und Sturm;― O. mit verbundnem Gesicht.― Frau Bertha G. telefonirte; sie hatte den Sterbenden gefragt, ob er wisse, wer dagewesen; worauf er zu weinen begonnen; er hatte mich erkannt.

O. kam, während ich im Meister las, in mein Zimmer, dankte mir, daß ich bei ihrem Vater gewesen.