Sonntag, 23. Jänner 1921

23/1 S. Ein Traum den mir O. neulich erzählt: Sie trifft Margarethe Gelbard (Frau Zuckerkandl), hell gekleidet, die ihr erzählt, daß ihr Mann gestorben. Sie wundert sich, daß O. nichts davon weiß ― in unserm Hause läge er ja begraben, im Keller, in einem geheimen Raum ― und O. sieht gleich den hochgewölbten sarkophagartigen Raum.―

Ich träumte gestern: Salten sei über etwas beleidigt, dann ― daß O. zu mir träte und erklärte, sie sei entschlossen zu bleiben (es war so ziemlich ohne Gefühlsbetonung);― endlich saß ich auf einer Höhe, Bank, mit noch irgend wem (wer?) beglückt von der Sonne, es war Winter (ohne Schnee) etwas weiter oben eine grüne Wiese und ich nahm mir vor, nächstens auf der Wiese zu liegen.―

Gestern Nm. ein Amerikaner Mr. Simpson; ich solle ihm einige bedürftige Schriftsteller für Lebensmittelpakete nennen.―

― Vm. wieder mit der Harden Berichtigung und allerlei Ordnen beschäftigt.―

Erst gegen Mittag ein wenig spazieren. Schmidls getroffen, Gespräch über Steuer und Vermögensabgabe.

Nm. Dr. Ergas. Über Unruhs neues Werk. Sein ethisches Ziel gegen die Macht der Sexualität (und hat Verhältnisse mit den schönsten Frauen).

Frl. Rethy, Freundin von Justine Deimel, Tochter meines verstorbnen Freunds, mit Frl. Forchheimer ihrer Erzieherin, aus New York. Auf Europareise begriffen. Sie erzählte von meinem Ruf in Amerika, insbesondre von dem Anatol Erfolg. Sie schlug die Hände über den Kopf zusammen, als ich ihr Verrechnungen zeigte, nach denen ich bisher mit Anatol in Amerika kaum 5000 Kronen verdient; und meine sonstigen Amerika-Erfahrungen berichtete.

Dr. Kartono, Schott.―

Z. N. Schott, Dr. Specht, Dr. Lichtenstern und Frau.―

Heini mit Specht Bach und Mozart Sonaten.―

Frau Vilma (mit der sich O. eine Weile zurückgezogen) sprach mir von O.’s Gedrücktheit … Was sie hier alles zurücklasse. Ich: Sie muß ja nicht; ich kann doch nicht mehr thun, als ihr die Wahl lassen … Frau V.: „ … Sie hat die Empfindung, daß ihr ein Unrecht geschehe …“ Ich gab meiner Erbitterung heftigsten Ausdruck … Was verlangt sie denn noch von mir ― V.: ― „Sie will gestreichelt sein.“ ― Ich sagte was zu sagen war.―