Freitag, 24. Dezember 1920

24/12 Ztgs.telegramme aus Berlin. Reigenpremiere ― trotz in letzter Stunde erlassenen gerichtl. Verbotes. Rede der Eysoldt;― ihr und Sladek 6 Wochen Haft angedroht. Publicum demonstrirt für mich. Aufführung scheint recht mäßig gewesen, insbesondre Ettlinger als Dichter versagte. Verbot vom Directorium der Musikhochschule erwirkt, angeblich um den Saal freizubekommen. Director ist Schreker, „Dichter“ und Componist der Gezeichneten!―

Besorgungen. Bei Böttner wegen Koks; über Reigen und andre „Affairen“ aus meiner lit. Vergangenheit.― Er theilt mir mit, wir schwimmen in Kohle ― die Not rührt von der Beamtenmisère her!―

Begegnung mit Schott und Aslan in der Stadt. Wir plaudern über Reigen u. a.―

Reg. R. Neumann begleitet mich eine Weile.

― Zur Bescherung Nm. Gustav, Wittels und Frau; Bubi B.-H. und Kolap.― Ich O.: Bonbons, Seife, 10.000; sie mir allerlei aus München (zum Essen, Cravate etc.).― Stimmung recht gedrückt.― Eh ich, mit Heini fortging; steh ich mit O. und Gustav;― er spricht von dem Dahinrasen der Zeit ― O.: „Es ist gut so … Was möchte man denn festhalten ―?“ ― Meine schmerzliche Erbitterung verließ mich den ganzen Abend nicht; auch bei Julius, wo Familie.― Besonders schlimm stands mit dem Hören.― Als ich mit Heini heim kam, lag O. ziemlich verweint im Bett.― Und ich weinte dann, allein in meinem Zimmer in die Nacht hinein