Samstag, 30. Oktober 1920

30/10 Vm. bei Director Steininger (über literar. Anknüpfung mit Italien u. dergl.),―

beim Photographen Franz Loewy, ließ mich aufnehmen,

bei Verleger Bard, der mich gebeten. Er möchte „Reigen“ für die Renaissance Bühne, ev. Gastspiel Holland Schweden; Vorschüsse etc.― Dilatorisch ― Er war höchst beflissen. Sie riechen alle Geld, viel Geld!― Widerlich, nur mehr Geschäfte, keine Literatur mehr ― von Kunst gar nicht zu reden.

Nm. brachte mir Karl Menger die neu gearbeitete „Johanna“ zur Beurtheilung. (Er studiert Mathematik und Physik.)

Mit Lili bei Prof. Bruno Klein, wegen Zahnregulirung. Der Fall liegt etwas complicirt.― Vorher mit Lili in alten Stadttheilen herum.

Im Bristol bei Director Holländer. Der kleine Thimig schon dort, will sehr gern den jungen Herrn im Reigen spielen. Dann erscheint Hr. Ettlinger mit einer jungen Dame, eben vom Filmen, E. noch ein wenig dem eben gespielten Napoleon ähnlich. E. erklärt, er könne im Reigen jede Rolle spielen, am liebsten den Dichter.― Holländer, wie er die junge Dame sieht, zu mir (ganz ernsthaft). „Das wäre vielleicht die richtige Dirne.“ Und wie E. zum Schluß sagt, ob H. nicht auch das Fräulein engagiren wolle, ist H. gern dazu bereit.― Indess erzählt mir H. auch von einem gestrigen ersten Gespräch mit Ettlinger ― das ihn so ergriffen, dass ihm die Thränen gekommen seien … Ich sage zu E. mir scheine daß sich heute seine künstlerische Zukunft günstig entscheide.― H. wollte den Reigen (wie Bard) auch gleich für nordische Gastspiele. Will (20. November) eine „erstklassige“ Aufführung haben ― und sucht sich jetzt die Schauspieler zusammen ― für die ersten 8-14 Tage; denn dann müssen wieder andre spielen!―

In ein Mariahilfer Kino.―

N. d. N. mit Heini Beethoven op. 18, 6.―