Dienstag, 19. Oktober 1920

19/10 Vm. bei Hajek, der neuerlich einen Anfall gehabt.

― Zu Popper. Dort ein Dr. Loewy. Wenig Hoffnung. Zuerst wirkte er fast wie ein Sterbender, sprach etwas wirr, aber im Laufe der Unterhaltung kam er zu sich, sagte manches schöne; freilich (für mich) fast unverständlich. „Freunde der Menschheit … dazu muß man kein Genie sein …“ „Der Weg von Gott zu den Menschen ist so weit.“ … Er redete von Euripides, den Griechen im allgemeinen. „Schon vor fünfzig Jahren hab ichs gewußt, und mich nicht getraut es niederzuschreiben,― daß die Griechen keine Seele haben.“ (Insbesondre bezieht er es auf die Sculpturen.) … Darüber dass der Krieg sich seit Jahrtausenden nur quantitativ verändert. Ich bemerkte, daß die allgemeine Wehrpflicht doch auch das Wesen des Kriegs verändert, was er zugab. „Wenn man krank ist“ sagte er ganz anfangs,― „merkt man, wie viel überflüssiges es gibt …“ („Und das überflüssigste ist das Kranksein“, sagte ich.)

― Seine Haushälterinnen weinten dann in der Küche; und waren etwas mißtrauisch gegenüber Gelber.

Nm. am Weiher.― Befand mich ziemlich unwohl.