Freitag, 11. Juni 1920

11/6 Vm. bei Gustav; dann Hofbibl.; Ausstellung von Theaterstichen, Decor.-entwicklung, etc. anläßlich der Musikwochen. Dr. Pirker zeigt mir einiges.―

― Die Asche Liesls ist vor 2 Monaten als „Werthpaket“ vom Ostfriedhof München an den Türkenschanzfriedhof abgesandt worden; da sie nur von Friedhof zu Friedhof gesandt werden darf ― damit nicht etwa ein Grab erspart werde.― Das „Werthpaket“ ist bis heute nicht da, also zweifellos ― gestohlen ― und die Asche von den enttäuschten Dieben in alle Winde gestreut … Wie würde Liesl lachen!― Was für ein Zeichen der Zeit!― Und überdies ― wie schicksalshaft symbolisch ― Sie wollte ― in unserm Garten begraben sein.― Nein mein gutes Liesl ― es sollte dir nicht gelingen!―

Gegen Abend Frau V. L. bei mir; wir saßen auf meinem Balkon und redeten über vergangnes (von M. R. u. a.), Sommerpläne u. a.

― Sie nachtm. bei uns; O. kam von einer Jause bei Isepp (mit Gerty, Alph. Emil R., E. Specht).― Nachher fing sie wieder über Frau L. an; ob sie mir nichts von dem Morphinist in M. Grün erzählt;― da scheine doch irgend was gewesen zu sein,― ― ― wir redeten doch wohl nicht nur über Literatur …