Mittwoch, 9. Juni 1920

9/6 Vm. bei Prof. Scharf, wegen Heini. Doch etwas bessre Chancen.―

Im Imperial bei Dr. Ludwig Bauer. (Von Brahm, Burckhard, den mir zu früh gestorbnen, Jugend, Alter,― Proletarisirung des Mittelstandes. Ich rechne ihm vor dass ich, wenn ich leben wollte wie 1914 etwa zwei-drei Millionen (jährlich) brauchen würde.) Seine Basler Stellung; Tod seiner Mutter. Er lädt mich (mit O.) nach Lugano ein.―

Bei Gisa.― Sommer- und Finanzgespräch. Es beginnt mich zu schaudern.―

Nm. bei der Hofrätin. Mit ihr über das Unruh Stück … Ihr hat ers vorgelesen und „erklärt“.―

Dann versammelten sich Schönherr, Bittner und Dunan, wir besprachen den gegenseitigen Boycott FrankreichDeutschland hinsichtlich Aufführung; und Stellung Oesterreichs dazu, ich machte gute Vorschläge, die acceptirt wurden.

Fuhr dann noch Pötzleinsdorf, spazierte über die Windmühlhöhe heim ―

O. war bei Dr. Fl. gewesen, der sie (abgesehen von dem kleinen stationären Myom) gesund fand und Soolbäder Hof Gastein oder Aussee verordnete. Dort soll sie Ende Juni hingehen ― bis Ende Juli allein; Anfang August kämen wir entweder nach, oder träfen uns in der Reichenauer Gegend, oder führen vielleicht doch (immer die finanz. Möglichkeit vorausgesetzt) Südtirol.― Es schien sich ganz leicht zu lösen;― plötzlich, nach d. N. kommt O. in mein Zimmer, findet plötzlich das Arrangement schlecht, findet u. a. dass sie, wenn Wucki nicht mit wäre,― Gouvernante sein müßte;― und allerlei andern Unsinn;― beklagt sich, dass ich nicht vorher mich um Sommerwohnung u. dgl. umgeschaut;― ich erbittre mich,― sie lenkt ein und sieht wieder sozusagen ein.― (Auf wie lange?)