Donnerstag, 25. März 1920

25/3 (Feiertag.) Gen. Pr. Schwestern. Saß mit Hock in einer Loge. Vorher mit Jessie (Karte) ein paar Worte.― Probe sehr gut. Auf die Bühne. Mit Heini nach Hause. Richard und Paula mit uns aus der Tram, in der Sonne herum;― ihn stört noch immer, daß die Annina dann die Sache so leicht nimmt. Ich beruhige ihn, daß im nächsten ungeschriebenen Act Andrea die Annina doch umbringt. „Das sind Ihre Lustspiele!― Trauerspiele, denen Sie die nächsten Acte weggeschnitten haben.“ Ich: Kein Witz,― Richard!―

Nm. ziemlich abgespannt, Kopfweh,― ein wenig gegen Abend spazieren; versucht ein paar Verse am Weiher ― zerwühlt von persönlichem, und empört. Höhe des Lebens.―

― Maler Stadler erscheint um 8, zeichnet mich, für die Allgemeine. Hatte ihn in der Ausstellung CoschellStadler vor 3 Jahren etwa kennen gelernt. War 42 Monate im Feld, 3mal verwundet, 8 Auszeichnungen. Wir sprachen vom Charakter Wiener Vorstädte;― ich sagte: ― die eigentliche Wieden ― mir persönlich unvergesslich. (Und dachte an das Haus, in dem M. G. 89 gewohnt und das ich nie betreten,― Paulanergasse 4 ― (in das ich dann die Anna Rosner im „Weg“ einlogirt).) Er lädt mich in sein Atelier. Wo?― Paulanergasse 4.― (Freilich schon ein neugebautes Haus.) ―

N. d. N. las ich Dichtung und Wahrheit weiter; dann „Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen“ (Bode).―

― Momentweise ein Gefühl von Einsamkeit, daß mir das Herz stille steht.