Dienstag, 10. Februar 1920

10/2 Vm. bei Gustav, dems schon recht gut geht. Über Reinhardts unglaubliches (von mir übrigens vorhergesagtes) Benehmen gegen mich. Termin 31. 1. Reigen, nicht eingehalten ― auf meine Telegr. keine Antwort.―

Bei Friese ― Lang. Hr. Friese und Mutter Friese, die Chefin. Fr. legt mir das Verzeichnis der Bücher vor, die er von Fischer nicht erhalten kann ― darunter die Ges. W.!― Friese spricht von dem Schund, den F. druckt und der unverkauft liegen bleibt, während ― nicht nur von mir sondern auch von Ibsen, Hauptmann u. a. immer wieder alles mögliche fehlt. Versuch einer Erklärung: F.s Angst vor dem Terror der bolschewistischen Jungliteraten.―

― Beim Schneider, Rechnung zahlen. Spreche Hrn. Haug. Anzüge kosten jetzt 16-20.000 Kronen. „Nur mehr Einbrecher bestellen bei uns was.“ ― Dabei glänzende Geschäfte.― Im Delicatessengeschäft Gutruf. Sie kann von Schlumberger auch um 50 Kr. keine Flasche Wein haben, weils ihm die Barbesitzer noch besser zahlen, und nie genug kriegen können.―

Bei Dr. Geiringer; zuerst mit Dr. Adler seinem Compagnon über die finanz. Zustände, Theuerung wird noch schlimmer werden.― Mit Dr. G. über Steuersachen, Filmvertrag etc.

Nm. ein amerik. Journalist Joseph Gollomb, New York Evening Post, von dem ich mich, nach anfänglicher Ablehnung, da er mir einen guten Eindruck machte, über Wien, Oesterreich, Krieg, Anatol, Antisemitismus, Sozialismus und einiges andre, willig interviewen ließ. Wir redeten, bald deutsch bald englisch über zwei Stunden. Ich erfuhr bestätigendes über meine Bekanntheit drüben und bedauerte nur, dass sie sich, bei den vagen Urheberrechtsverhältnissen nicht genügend in materielles umsetzt.―

Nachher Mr. Blakey, unser langj. Nachbar, ein achtzigjähriger Engländer, der sich mir schon morgens an der Haltestelle vorgestellt hatte ― wegen der Bodenwertsteuer. Auch mit ihm (über allerlei) mehr englisch als deutsch. Sonderbare Triplicität: Jessie zu Mittag, Mr. Gollomb Mr. Blakey an einem Tag, nachdem ich Wochen und Monate kein Wort englisch rede.― Mr. Bl. war im Jahre 93 in Abbazia 14 Tage mein Tischnachbar (ich wußte nichts mehr davon).

Z. N. Hajek, der sich seiner Klinik und seines Ruhms freut.―