Dienstag, 9. Dezember 1919

9/12 Traum. Straße oder Redoute; eine schwarz gekleidete Dame, decolletirt,― wer?,― quasi aus Holland (Wittwe aus Amsterdam!), an mir vorüber am Arm eines andern, lächelt mit weißen Zähnen, später küsst sie mich wild,― dies, scheints, geht schon in meinem Bett vor sich; nun schmiegt sich eine in meinen Arm;― ich weiß nun ganz bestimmt, kein Traum;― es ist O.,― eigentlich ist es mir nicht ganz recht;― sie ist auch eine Spur von M. G.;― ich erwache ― es ist wirklich kein Traum;― aber auch das Erwachen war Traum;― nun erwach ich wirklich, bin allein, schlafe weiter, träume weiter;― eine Art Riesenlager, wie in Antonius und Cleopatra (Roland will Cl. spielen!);― ich liege mit O. erhöht; jenseits erhöht, ein andres Paar, in japanischen (?) Schlafröcken, die Frau ist die Holländerin (?) von früher;― das ganze irgendwie officiell ― auch andre Leute schemenhaft herum;― wir sind auf einem Schiff (der Schauplatz ändert sich nicht) ― ich denke: wenn ich aufstehn will, brauch ich meinen Überzieher, der ist drüben im Restaurant (kleines Local, von unserm Raum durch eine Art Mittelschiff getrennt), winke einem Kellner, der verdrossen vergeblich sucht, ach ja, Trinkgeld abgeschafft, ich stehe auf, selbst hinüber, in dem Local hängt mein gestreifter Schlafrock ― auf den Arm;― will hinüber zum Bett, an dem Mittelschiff vorbei ― das ist ein halbdunkler ziemlich leerer Vortragsaal, ich draußen vorbei, will den Schlafrock anziehen, verwickle mich, falle, kann mich nicht lösen und aufraffen, alpdruckhaft, erwache.―

Schlimme Gefühle, besonders des Morgens;― bei äußerlich leidlichem Verhältnis ziemlich fremd, unaufgeschlossen und kaum versöhnt. Atmosphäre, in der ich mich verdorren spüre. Von Arbeit keine Rede.―

Vm. bei Hrn. Böttner (in Kohlenangelegenheiten).

Im Burgtheater, bei Hock und Heine. Bekomm ich das Stück frei vom Volksth.; so wollen sie’s sofort spielen. Die Besetzung freilich auch mangelhaft, woraus ich kein Hehl mache,― aber die Atmosphäre wäre doch eine andre. Mein schlechtes Hören machte mich unsicher.―

Nm. Brief an Bernauer.―