20/10 Traum (ich schreibe nun selten welche auf). Irgendwo auf dem Land ungefähr Neuwaldegg erwarten ich und andre die Tram, um auf den Centralfriedhof zu einem Begräbnis zu fahren. Ein Wagen, normal. Dann kommt (extra) ein zweiter ― in dem (ein grauer Lastwagen, dann aber sieht er normal aus) etwa sechs schwarze Kähne, gewissermaßen Särge, wie an die Sitze gelehnt, einander symmetrisch, mit dem Kiel nach oben gegenüber. Ein heitrer Sommertag; belanglos wer begraben wird, ich weiß es auch nicht oder denke nicht dran ―; die Kähne ― Särge für die Trauergäste;― ich entschließe mich aber doch, in die erste Tram einzusteigen; sitze Eckplatz links vorn ― es kommt noch Julius Bauer, … ich weiß noch, dass ich am Schwarzenbergplatz umsteigen muß ― alles weitre verschwindet. (Der schwarze Kahn ― Sarg wohl aus der Frau ohne Schatten.)
― Schlafe leidlich, wache wie immer mit leichten Herzschmerzen auf, liege noch eine Weile in düstersten Gedanken;― stehe auf;― empfinde in Empörung und Thränen den Zusammenbruch unsres Hauses.―
Wir lachten gestern viel; Frau L. (die auch etwas ziemlich schweres erlebt) … Ist es nicht sonderbar, was alles am gleichen Tag vorgeht,― außer uns und in uns. (Von meiner Angelegenheit weiß sie nichts; ahnt aber wohl.)
Vm. Briefe dictirt.―
Nm. Sitzung Autorenverband.
Volksth., Tasso; zwei Acte, 1. Reihe. Hörte fast nichts.
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Schriftsteller, Journalist, Kritiker
Eugen Deimel an Arthur Schnitzler, 20.10.1919
Quelle: Heinz P. Adamek (Hg.): In die Neue Welt... Arthur Schnitzler - Eugen Deimel. Briefwechsel. Holzhausen Verlag: Wien 2003