Samstag, 5. Juli 1919

5/7 Vm. bei Hrn. Boettner, wegen Coks. Er sagt zu und erklärt mir, wie nur unsere behördliche Unfähigkeit und Unaufrichtigkeit an den unglückseligen Kohlenverhältnissen schuld sei.―

Begegnung mit Alexander Brauner. Über die verbrecherischen Umtriebe der Ungarn in Wien (durch das Polizeipraesidium amtlich aufgedeckt). Unthätigkeit und Hinterhältigkeit unsrer Regierung. Funeste Wirksamkeit Otto Bauers.―

Begegnung mit Dr. Billiter; Prof. Redlich;― Politik.― Auch er sieht Otto Bauer als Unglück an;― „für den alle Juden schwärmen“. Ich: „Auch ich bin Jude, und schwärme nicht für ihn ― und habe noch keinen einzigen Juden gesprochen, der ihn nicht widerwärtig und gefährlich fände.“ ―

O. liest mir einen Brief Liesl’s vor; L. beklagt sich, daß O. ihr zu wenig schreibt, ironische Bemerkung über ihren „Imperialismus“, aus dem ganzen geht hervor, daß sie (Liesl) allerlei gegen sie auf dem Herzen hat, und O. gefasst sein müsste, in Discussionen keine völlige Zustimmung zu finden. Sie ändert daher ihre Sommerpläne, will jetzt nach P.;― denkt an Aussee (Landesbergers), Salzburg (Hofrätin etc.);― hat sogar wie sie selbst sagt, die „verrückte“ Idee sich zu Mädi F. (die nächstens Rudi O. heiratet), Grundlsee „in Pension“ zu geben (ohne aufgefordert zu sein). Wie ich ihr die „Verrücktheit“ dieser Idee noch deutlicher mache,― ist sie empört.― Wenn sie ahnte wie allein sie ist!―

Lese den 1. Akt Weiher;― in der Führung gut; manche schöne Stellen;― einiges noch flüchtig und schlecht versifizirt. Ich will gleich weiter;― so schön als ich möchte wirds natürlich nicht werden;― aber das gehört fast dazu. Wäre mir das Stück überhaupt eingefallen ― wenn ich nicht meine Mängel fühlte?―

Z. N. Ergas und Frau. Unruh schreibt verzweifelte Briefe über die Angriffe, denen er von Seiten Ehrensteins und andrer Subjekte ausgesetzt ― nimmt diese Dinge noch schwer;― ich erzähle allerlei aus meinem Autorenleben.―