Mittwoch, 25. Juni 1919

25/6 Gespräch setzte sich in der Frühe fort; immerhin war einiges abreagirt.

Schönbrunn Schloßtheater Generalprobe. Unter den Arcaden Blei der Verfasser (Logik des Herzens) ― erklärt mir sofort, daß auch seine Unterschrift auf jenem Protest gefälscht war. Ich: Warum haben Sie sich nicht auch gewehrt? Er: Nachdem es schon Sie und andre gethan ―?? Auch den zweiten Protest mit dem Dank an den „muthigen Anonymus“ hatte er nicht unterschrieben. Ich: Also wer ist der Fälscher? Blei: ― Moissi. Ich: „Also er hat sich selbst als dem muthigen Anonymus gedankt?“ ― Blei will nun ― die Feststellungsklage einbringen.― Hochstapler. Trotzdem hatte ich, in persönlichem Gespräch, keinerlei Antipathie gegen ihn. Irgendwie that er mir (wie die meisten Menschen) leid.― R. A. Bermann, aus St. Germain zurück, mit pessimistischen Vorhersagen unsern Frieden betreffend.― Die Hofrätin brachte bessere Kunde; über Cuninghame.― Hugo Ganz regt zu einem öffentlichen Aufruf an Barbusse u. a. an, gegen die ehrenrührigen Forderungen des deutschen Friedensvertrags, die den nächsten Krieg hervorrufen werden. Halte das für aussichtslos. Wichtiger wäre es, den falschen Begriff „Ehre“ zu revidiren ― und das Gefühl allgemein zu machen, daß die eigne Ehre niemals durch einen andern verletzt werden kann.―

Das Stück albern und langweilig wirkte in dem Rahmen des Schloßtheaters nicht so übel als es war. Der kleine Thimig ein entschiedenes Talent.

Nm. mit Heini Quartett von Cui.―

Am Weiher.

Bei Frau Patak. Ein Amerikaner, der englisch-jiddisch-deutsch den Anwesenden allerlei über ’ jüd. Gewerkschaften in New York erzählte und in solchen Angelegenheiten in Europa reist.―