Montag, 16. Juni 1919

16/6 Träume: Wieder einer von O., mit Zärtlichkeit. Dann: Besuche bei uns nach zehn ― irgend welche offenbar obligate Handwerksleute, in sonderbarem Aufzug, allerdings sehe ich nur, am Gartenthor, ein Geschöpf, gekleidet in eine Art Bürstenüberzug, igelhaft (Mann oder Frau, das ganze irgendwie lächerlich). Dann auf einem breiten Rundgang, mit Balustrade, etwa (phantastisch) die Gloriette, viele Leute;― ich höre schießen,― dann schreien,― dann Applaudiren; nun zur Brüstung, sehe, durch eine breite Allee des Schönbrunnerparks, eben um den großen Teich biegend, ein ungeheures (Panzer-) Automobil ― besetzt mit Truppen, schön angethan ― grau, rothe Aufschläge, in Rieseneile, ringsum schießend; offenbar vom Terror befreiend. Ich sehe daß auch auf unserm Gang (freier Himmel drüber) ein Soldat todt ist;― er liegt quer über einen Tisch, Beine herunterhängend; ohne sonderlich berührt zu sein frage ich ihn oder einen Soldaten daneben, warum man schieße? Am Ende des Gangs auch Soldaten (erst jetzt bemerkt), eigentlich Spartakisten; einer sagt mir zur Antwort: Die Bürgerwehr hat einen erschlagen ― wir fürchten uns ja auch (der Sinn: Die Revolutionäre haben einen Gendarmen erschlagen; nun rächt sich die Regierungstruppe). Ich erkenne dass wir hier gefährdet sind, Olga (kaum sichtbar an der Wand, unter andern Leuten, Soldaten), ich will sie aufmerksam machen, mit ihr fliehn ― und erwache.―

Dict. Briefe.― Kolap hat den gestrigen Revolutionsabschnitt von ihrem Fenster aus beobachtet;― am stärksten war der Eindruck: was für ein Gesindel!

Nm. am „Weiher“.―

Gegen Abend Brn. Winterstein; dem ich allerlei, auch günstiges über seine Gedichte sagte. Dann wurde es fad;― und etwas peinlich, als er im Glauben er sei geladen, nicht fortzubringen war bis ich ihm sagte, wir seien nicht vorbereitet.―