Dienstag, 3. Juni 1919

3/6 Die Friedensbedingungen der Entente für uns.― Worte sind nichtig.― Nicht was hier geschieht, empfind ich als das ungeheuerliche ― Triumphe sind dazu da um ausgekostet zu werden. Aber die Phrasen von Gerechtigkeit und Völkerfrieden, die das was wir jetzt erleben, eingeleitet haben und noch begleiten ― die sind das Neue an der Sache. Grausamkeit, Machtrausch, Schurkerei, Dummheit ― das wiederholt sich in allen „großen Epochen der Geschichte“, auch Lüge; … aber Lüge, die sich im Augenblick selbst, auch für den Blindesten als Lüge demaskirt ― Lüge ohne Zweck,― Lüge, die nicht einmal mehr Hohn ist,― kaum mehr Phrase;― kurz die „Lüge an sich“ ― ohne Zweck, ohne Witz, ohne Sinn, ohne Größe;― die erleben wir zum ersten Mal.―

Vm. in Baden, Pens. Melanie; bei Frau Bachrach gespeist.― Vorher Curpark; alter College Dr. Grimm, Sanat.director Sauerbrunn, der mir erbauliches von der Rätheregierung erzählt.

Gegen Abend Lehrer Sterneder, Favoriten, Gloggnitz; erzählt mir von den officiellen Bahngaunereien während des Krieges, Schulverhältnissen, Politik u. dgl.

O. kam an, gebräunt; aus Mönichkirchen;― mit Fleisch und Butter.―