Mittwoch, 23. April 1919

23/4 Vm. dictirt Weiher, u. a.―

Mit Schönherr herumspaziert, der mich aufsuchte, um über die oesterr. Société des auteurs dramatiques zu reden; die sich heute constituiren dürfte (ich hatte Ludaßy, dem Praesidenten, mein princ. Einverständnis schon telefonirt). Wir theilten uns unsre Erfahrungen über Agenten und Directoren mit; und waren einig, daß man sich gegen Schlampereien und Gaunereien zur Wehre setzen müsse. „So ein Tiroler ist doch noch mehr Jude als Unsereiner ― und man nimmts ihm weniger übel.―“

Gegen Abend Pötzleinsdorfer Spaziergang, herbe Frühlingsluft; über die Felder zurück, ein paar Verse Weiher; am Friedhof geht an mir ein ganz junger Bursch, mit zwei Mädeln vorbei; er perorirt lebhaft, sieht mich nicht, erkennt mich oder kennt mich keineswegs ― und sagt eben (offenbar als Beweis dafür, daß man ältere Dichter erschlagen sollte): „Der A. S. z. B. hat mit 18 dasselbe geleistet was er heut mit 60 leistet.“