Donnerstag, 20. Februar 1919

20/2 Mit argem Mattigkeitsgefühl erwacht. Gelesen etc. Rudi Olden. Hatte uns novellistisches, dialogisches, feuilletonistisches zur Beurtheilung gegeben. Bemüht sich um eine journalistische Stellung; Szeps machte Hoffnungen; Mimi und Vicki protegiren ihn. Das ungünstige Urtheil O.’s hatte ihn zu „Selbstmordgedanken“ getrieben. Eine in Aussicht stehende Münchner Position scheint ihn nicht zu locken, da er wegen Mädi F. hier bleiben möchte.― Ich sage ihm heute: was ich von ihm gelesen ― Äußerungen eines klugen gebildeten mich interessirenden Menschen;― nichts was mich veranlasst von einem dichterischen Talent zu sprechen. Ob journalistisch wird sich ja zeigen. Rathe (wie auch in Talentfällen) zu einem andern Beruf ― was natürlich in diesem Fall besonders schwer. Er fühlt seine Lebensuntüchtigkeit.― Ich erkläre mich übrigens als nicht unfehlbar ― und bereit weitres zu lesen.―

Gegen Abend Hr. Stein (der neulich mit Gf. Polzer da gewesen), in dem Bedürfnis sich über den Aufruf noch auszusprechen. Über seinen Lehrer, Rudolf Steiner, Theosophen, Geheimwissenschaftler; Basler Bauten und Pläne; Steiners Einfluss und Persönlichkeit.― Mein unzerstörbares Mißtrauen gegen Wundermänner.―

Nachher Felix Speidel; von den neuen Zeitungsplänen Prinzhorn, Hofmannsthal, Wassermann u. dergl. erzählend.