Sonntag, 9. Februar 1919

9/2 S. Spazierg. mit Kolap und Dr. Rob. Brünauer Krapfenwaldl Wald, Cobenzl, in Schnee und Sonne. Dr. Br. freute sich seines wiedergewonnenen Junggesellenthums (seine Frau, neu vermählt mit den Kindern in Berlin) und referirte bolschewistisches von einem geflohenen Russen, der auch mit uns hätte spazieren sollen. Mord, Elend, Raub, Hunger,― Plündern;― die Führer elegant, wohllebig, Auto … Hunderttausende umgebracht, verhungert, der Mittelstand nahezu ausgerottet.―

Nm. kamen Hr. Walter Johannes Stein und Ludw. Graf Polzer mit einem Aufruf an das „Deutsche Volk und die Kulturvölker“, für Wilson bestimmt. Da die Einleitung, in der für die Kriegskatastrophe nur Deutschlands Mentalität verantwortlich gemacht wird (Verfasser der Theosoph Rudolf Steiner) werde ich nicht unterzeichnen. [!]

Zum Thee Mimi und Vicki. (Seine Discussion mit Werfel, dem verworrenen Communisten.― Jacobs und Hugos Monatschrift. Die Idee ist von A. E. Rheinhardt, den Jacob anfangs, mit Benutzung seiner Idee ― ausschalten wollte. R. ließ es sich nicht gefallen;― nun hat ihn Jacob engagirt, wie er sich ausdrückt als „Kuli“. Eine reinliche Companie.―)

Las ein von Matras nach Heines Tanzpoem „bearbeitetes“ Film,― ich solle ihm rathen. Einfach Heine abgeschrieben!―

Tgb. 95 weiter.―

1919-02-09