Montag, 9. Dezember 1918

9/12 Traum. Zuerst unklar. Land, Morgen, ein Ausflug, Zimmer, gebratene Gans, irgend wie uneins mit O.― auch Heini (oder Julius) spielt hinein;― dann gehe ich mit Stephi über die Währingerstr. (weit oben, etwa wo ich vor 30 Jahren Jean. erwartete) ―; sie ist etwas kleiner als sonst, ich größer; ich rede ihr zu, sie solle schon Weihnachten wieder zurück sein (woher?), was sie schwach ablehnt;― ich denke mit Sehnsucht, wenn ich von ihr Abschied nehme, ihre eine Hand in meine beiden zu nehmen und zu küssen. Dann bin ich mit ihr in einem sehr weiten Hof, etwa Heiligenkreuzerhof, nur vergrößert, helle Sonne, kühler Frühlingswind; niemand als wir; an einem umgitterten und zugemauerten Brunnen vorbei; wir reden von ihrem Vater;― seinetwegen kann sie nicht zurück oder wird es Unannehmlichkeiten geben (unklar);― nun weht aus einem Parterrefenster an einem auf dem Plafond befestigten Spagat ein ziemlich zerfetztes Buch (Kalender oder Telefon-Buch) hin und her (unser zerfetztes Telefon Buch!), wir wissen, nicht vom Wind bewegt, sondern absichtlich, von irgend wem im Zimmer ― das hängt in witziger Weise mit der Revolution zusammen ―; auch Stephi macht einen Witz darüber, ruft zu einem der Fenster oder Barockbalkone (arkadenhaft) hinauf, zu Leuten, die man aber nicht sieht ― Vorher spielte auch Rudi Olden irgendwie mit ― auf einer Art Schulbank sitzend, unter mir, doch sagt man „Herr Graf“ zu ihm.―

Vm. dictirt Briefe, Weiher.―

Nm. am Weiher.

Richard zu Besuch.―

Mit O. n. d. N. bei Schmutzers. Prof. Hupka (und Fr.). Soll morgen der constit. Versammlung einer neuen zusammenfassenden demokrat. Partei beiwohnen. In der Intention gut; aber was gibt es da wieder für ekelhafte und für den Moment notwendige Compromisse. Nein, ich will nicht.―