Donnerstag, 24. Oktober 1918

24/10 Vm. bei Salten. (Dr. Foges und Dr. Götzl.) Man ist beruhigter trotz der Schwere des Falles.― Wir reden Politik.

Zu Prof. Redlich. („Pessimistisch im Einzelnen, optimistisch im großen.“ Heftig gegen das Preußentum. Der Internationale Munitionstrust. Die heutigen Nachrichten aus Fiume. Kaiser in Debrezin. Pro-Englisches.― Unbildung der Hohenzollern. Vergleich Wilsons (den R. übrigens schätzt) mit dem grausamen Dogmatiker Cromwell.― „Wir stehn mitten in der Revolution.“ Übelstes über Czernin …―) Das schöne Haus, Bilder, Photographien, Garten (Nebeltag).― Klug, höchst unterrichtet; fast gelehrt;― nur sehr im Centrum. Glaube einer der nächsten Minister.― Wirkt ― trotz der wirklich wichtigen Dinge, über die wir reden,― zugleich wichtigthuerisch. Weder ganz frei von Renegatismus noch Snobismus. War mir im ganzen interessant und gar nicht unsympathisch.

Wilsons Note;― im Grunde verlangt er Deutschlands Capitulation. Ich war tief bedrückt.―

Leo zum Thee;― was zu thun? Doch hoffnungvoller.

Gegen Abend Andrian, verstimmt, nicht ganz unbefangen,― er habe sichs schöner vorgestellt, Intendant zu sein. Vertraut mir („wenn Sie schweigen wie ein Grab ―“) seine Enttäuschung an Bahr. Nicht nur mit dessen Directionsführung sei er unzufrieden;― auch der „Charakter“ lasse zu wünschen übrig. Versuche B.s, für seine Frau Mildenburg zu wirken, als hätte ihm A. Zusagen gemacht (was nicht der Fall gewesen sei) ― B.s ganzes Bestreben: sich mit den Schauspielern verhalten ― alles „Politik“. „Ich bin froh, daß ich ihn nicht zum Director gemacht habe.“ ― Auch die Generalprobenaffaire stellt sich anders dar als B. in seinem Brief an mich geschrieben.― Ich versuche A. das Wesen B.s als das des „Feuilletonisten“ im höchsten Sinn zu erläutern. Die Dreitheilung der Direction (BahrDevrientMichel) war a priori von Übel.―

Mit Heini Beethoven Trio Es dur.―