Mittwoch, 29. Mai 1918

29/5 Wie meist zu früh erwacht, und so stundenlang mit wachsendem und wohl übertriebenem Graun die so überflüssige Zerstörung meiner Existenz ― meiner innersten ― bedacht. Die thatsächlichen und die pathologischen Elemente mit aller Klarheit auseinandergehalten. Nein und hundert Mal nein;― es wäre nicht nöthig!

Dictirt Briefe u. dergl.;― eigentlich nichts.―

Nm. Schott; der den Medardus gelesen hatte. Allerlei übers Burgtheater.―

Palais Auersperg, Figurinenausstellung etc. zu Kriegsfürsorgezweck. Sehr „mondän“. Frau Emmy Sachs führt mich herum; stellt mir einige Gräfinnen vor. Macht mir Mittheilung von der Verlobung ihrer Schwester Minnie mit Grafen Sch. (er 56, sie 45).― Ein junger Wilczek zeigt mir auf mein Ersuchen die zugänglichen Gemächer des Schlosses und den Wintergarten, in dem (wenn ich mich recht erinnere) ich meinem Vater vor bald dreißig Jahren bei der Tonsillotomie eines jungen Prinzen A. „assistirte“ (den Kopf hielt) und mein erstes größeres Honorar erhielt.―

Schwarzwaldschule Concert Eisenberger Trio (mit Heini). Vorher auf dem Dach des Hauses. Blick über die Stadt. Starker Eindruck. Kleine Mädchen oben spielend.―

Lese P. A., Vita ipsa.―

1918-05-29