Donnerstag, 31. Jänner 1918

31/1 Am „Verführer“.― 1. Akt.

Bei Richard, mit Kfm.; er las mir einen aufschiebenden Brief Kahanes vor; ich rieth ihm, seine Zeit besser zu verwerthen als auf Antworten ― was ich mir auch öfters sagen könnte.

Nm. 2. Akt Verf.; Notizen. Es müssen großentheils Verse werden. Ich fange an das Stück für sehr möglich zu halten.

Direktor Millenkovich erscheint; sehr jovial, recht unbefangen. Zuerst über Besetzung Liebelei; es bleibt bei Lackner ―; dann „die Rosar ist sehr gekränkt ― daß sie nicht die Christine spielt“;― es bleibt natürlich bei der Medelsky.― Dann „Lebendige Stunden“. Er erklärt sich geneigt, den Cyclus zu spielen, wir reden über Besetzungsfragen. Dann zu den „Schwestern“.― Von den Versen sehr entzückt, auch sonst alles ― nur der Schluss ― das „philosophische Gespräch“ ― statt daß es immer noch heitrer und toller wird;― er verbreitet sich in überpopulärer Weise über den Inhalt. Ich lege ihm die Idee dar ― und spreche über den Dialog als Handlung. Auch in dieser Scene werden Klingen gekreuzt.― Er bleibt im ganzen unentschlossen;― wird aber zugeneigter. Wir behalten ihn zum Nachtmahl da; er ist ganz nett, auch nicht dumm; freilich hoffnungslos banal; und ein wahrhaft schwacher Mensch.