Donnerstag, 31. Mai 1917

31/5 Besorgungen. Hotel Wandl, bei Herrn Harz, den Reigen Vertrag abschliessen. Seine Frau und die kl. Esther ― Die Peterskirche vis à vis, wie in der Nov. vom Verfolgten. In der Einfahrt Katzi (der jetzt auf einem Torpedozerstörer) ―

Nm. Pläne durchgesehn; am Nachklang weiter.

Z. N. Rudi O. mit seiner Schwester Ilse Gfn. Seilern, Mimi, nachher Vicki.― Mit Rudi O. zuerst allein im Garten. Er sehr deutscher Offizier, beide eiserne Kreuze (das erster Kl. erhielt er am Pfingstsonntag ― mit der Todesnachricht) ― auch alter Couleurstudent, Schmisse, Haltung, nicht ohne Pose, Monocle,― im Innern die jüdische Hälfte seines Wesens nicht verleugnend, klug, unzufrieden mit sich, zweiflerisch u. s. w.― in tiefster Erschütterung. St.’s Brief vom 1. Mai spricht von der Unzerstörbarkeit ihrer Beziehungen ― davon ― daß was gewesen, nun nicht mehr sei (was er vielleicht miaverstanden) ― in seinen letzten Briefen an sie ― die jetzt noch immer ankommen scheint er sie versichert zu haben ― daa er vergessen könne, was indess geschehn; im Sommer sollten sie sich in Aussee treffen;― er spricht von der Lauterkeit ihres Wesens (― die sich nun erst recht bestätigt ―) von seiner Verantwortung, Trägheit des Herzens ― Bei Tisch erzählt er, von mir aufgefordert, seine Erlebnisse im Krieg, gehalten, nicht ganz ohne Eitelkeit ― aber sehr in seiner Rolle ― ohne Komödianterei.― Hörte ich so gut ― als ich zuhören kann ―!― Eh sie gehn, bittet er mich um noch eine Unterredung. „Sie war mutiger als ich ― aber ich will mich noch an jemanden halten ― eh ich gehe.“ Meine Gegengründe gegen seinen geplanten Selbstmord läßt er innerlich wenigstens gelten.― Während wir reden fallen große Thränen auf den Aermel seines feldgrauen Rocks.