Mittwoch, 24. Mai 1916

24/5 Vm. bei Gustav; Richard kam. Über die „Wiener in Berlin“. Stephan Großmann der sich eingenistet hat, auf den auch Heimann hineinfällt (und nicht ungern fürcht ich);― Hr. Albert Ehrenstein als neues Genie!― Ich fühle immer stärker den Widerstand, der dort durch die Infectionskraft des Hasses auch in den ursprünglich leidlich geneigten anwächst. Richards Ekel … Mit Richard und Paula bei Heller; Sculpturen von Ambrosi, sehr interessant. (Er will mich schon lang modelliren.) ―

Nm. Hr. Loehr (Volkstheater) wegen des Schauspielerinvalidenfonds. Möge Aufruf verfassen. Nein kann dergleichen nicht; rathe zu Salten, ev. Glossy (der mich vorschlug).― L. erzählt von seiner Betheiligung an der Volksth. Krise, etc.; dann von seiner Gefangenschaft nach Ausbruch des Kriegs in Orenburg.

Frau Theimer zum Thee (aus Pilsen, die sich dort O. beim Concert annahm. Über die nationalen Verhältnisse).―

Mit O. Hietzing. Gerty und Hugo. Spazieren in Schönbrunn, Gloriette, in Entzücken über den Park, die Stadt, den Frühling. Hugo war 3 Monate in Berlin, politisch delegirt (wie?) ― Verbindungen knüpfend, in seiner Art, literarisch-gesellschaftlich-menschlich,― äußert sich andeutend-spaßhaft,― klug-boshaft über allerlei.― Andrian, in Warschau, zu dem er am 15. Juni reist, soll außerordentliches leisten;― ich fürchte, nicht durchaus in hohem Sinn, sondern wohl auch oesterreichisch clerical politisch.― Bubi Franckenstein war vor ein paar Tagen beim Kaiser. Der sagte: „Der Tag, an dem die Italiener unsre Vorschläge zurückgewiesen, war der schönste meines Lebens.“― Voll Interesse für alles, über alles unterrichtet. Man wünschte wohl, dass er ein gutes Ende dieser ungeheuern Sache erlebe. Ja auch ich wünsch es ihm. Geheimnisvolle Solidaritätsströme gehen in dieser Zeit!―

― Wir nachtm. im Parkhotel. Mit Gerty über die Kinder. Sie erzählte O. von der ersten Beichte Raimunds (nicht ohne Stolz ―).―