Freitag, 10. März 1916

10/3 Traum: Ich spiele Tennis mit Kaufmann auf einem Platz, der dem jetzigen Cottage-Sanatorium entspricht ― als dort, vor wenigen Jahren, noch Sandgruben u. dgl. waren. Stephi kommt, von O. geschickt, die schläft,― ich solle ihr alles nötige von U. erzählen (U. der jetzige Director des Sanat.!) ― Ich gehe mit ihr in der Sternwartestr., gegenüber dem Tennisplatz oder Sanat. spazieren, wie sonderbar, sag ich, dass ich vor 1 Stunde hier mit U. ging;― wir küssen uns zärtlich; ich sage ihr: Wie soll man das zwischen uns nennen ― Freundschaft ists doch nicht ―?― Sie löst ihre Hand aus der meinen und ist irgendwie indignirt, erinnert mich an eine Novelle oder Fabel von Tolstoi, die ich ihr einmal erzählt ― ungefähr, von einem Ding, das in jeder Weise zu verwenden ― „Muss denn alles einen Namen haben?“ sagt sie.―

Mit O. Generalprobe „Was Ihr wollt“, Burg; sehr reizvoll.―

Nm. weiter an der Wahns.nov. gefeilt.―

Mit O. bei Director Hertzka. Kammermusik.―

Las Rollands „Au-dessus de la mêlée“ ― seine gesammelten Aufsätze, wurde ganz traurig. Dies ist nun der klügste ― gerechteste ― gütigste ―?! Ist ers?― Chauvinist im Grunde wie die andern;― allein (im concreten) Deutschland ― nicht nur die Schuld auch den Willen zu diesem Kriege gebend;― Thatsachen nicht wissend ― verschweigend ― stilisirend!― Dies wird das wichtigste sein, wenn man einander nach dem Kriege wird finden wollen: kein Wort vom vergangnen ― besonders über die „Schuld“frage sprechen.