Montag, 6. März 1916

6/3 Dictirt (über den Krieg ― man hat immer wieder das Bedürfnis).

Direktor Stollberg (München) berichtet mir von der 50. Aufführung des Bernhardi; von den Zuständen in Bayern. Dort materiell und proviantiell besser als in Preußen und bei uns ― „Man will nicht mehr“ ― aber es sei doch keine Aussicht auf Frieden.―

Nm. Direktor Wallner (Volkstheater, von Juli an). Will ein Stück; ev. Censurschritte wegen Bernhardi. Er kommt aus Berlin und behauptet, man rechne dort sicher auf Frieden im Sommer. Die neuen furchtbaren Geschosse, die vorläufig noch zurückgehalten werden (??) ―

Am „Unmensch“ weiter.― Auch in Plänen gestöbert.

Heini ist seit einiger Zeit großer Büchernarr, kramt in den meinen, interessirt sich für Geschichte, liest Taine, aber doch noch mehr Kriegsbücher. Schreibt einen Essay über die Entwicklung der Artillerie. (Ohne irgendwie militärisch zu empfinden.) Sein Zeichentalent entwickelt sich. Neulich sein Theaterzettel für ein Nürnberger Puppenspiel bei Gutheil.―

Abends mit O. ein gutes, zärtliches Gespräch. In solchen Stunden möchte wieder jene Empfindung von Tragik als Hirngespinst erscheinen; wie in den bösen Stunden diese guten. Und sind doch beide wahr.