23/11 Traum (durch Einriss in den Thermophor, der mich befeuchtete): Im Kahn auf dem Königssee, in Schwimmhose mit Stefan Zweig, springe (warum?) ins Wasser (von Zweig war gestern unvortheilhaft wegen einer albern-taktlosen Äußerung über Ama zu Stringa die Rede) ― Ufer felsig links, es entwickelt sich allmälig ein Festungsrelief (Stringa ist als Artillerieoffizier auf dem M. Baldo und beschießt Riva ― der Königssee könnte auch der Gardasee sein ―) bin dann in einem sommerlichen Badner Curpark, heute Abend, erzählt mir Gustav, geht der Kaiser ins Theater, ich wundre mich: trotz des Kriegs,― von einer Frau, etwa Tochter geführt, blind erscheint Reicher in dunkelm Gehrock, Cylinder, gefasst, mit grauen Cotelettes ― geht dann absichtlich allein, nah einer Laterne,― ich besorge dass er anstößt, ruft nach einer Virginia, sagt aber scherzend, die Kellnerin (?) möge sie selbst aussuchen (gestern war die Rede von dem taubstummen Bildhauer Ambrosi, der über sein Gebrechen scherzt),― ich erinnre mich der Thatsache dass Reicher mir vor circa 7 Jahren als 60er begegnete und sagte: er fühle sich wie ein Gymnasiast; dann nehm ich eine Zeitung zur Hand, Artikel, Busoni als Blinder photografirt (bevorstehender Besuch!―).
Vm. bei Goldmann u. Halm Kunsthandlung;― wegen eines „Motto“, das ich zu den Zeichnungen des Hptm. Hesshaimer schreiben sollte deren Ertrag den Feld-Erblindeten gewidmet ist. Wir haben schon tausend! Gespräch mit Hrn. Halm.―
Besorgungen.― Zu Salten. Zeigt mir seine Jagdtrophäen. Welch ein Verhängnis: Gewiss seine Freude an der Jagd, der Natur ist wahr; ― und durch Übernuancirung, Selbstspieglung wird es irgendwie unwahr.―
Nm. in Plänchen geblättert. Nichts geht mir nah genug ― und zu einem energischen Anfang kann ich mich nicht entschließen.―
Mit O. Concert Elena Gerhardt.―
Heim mit Salten’s und Richard Specht, die bei uns nachtmahlten. Über Habsburg, Hohenzollern;― über die Jesuiten, Friedrich den Großen. S. sagte viel kluges; aber er wird es nie (auch wenn es weniger gefährlicher sein wird als es jetzt wäre) schreiben, veröffentlichen. Welch ein problematisches Individuum. Dabei fühlt ich wieder einmal jene herzliche Sympathie für ihn, die mit innerstem Einverständnis oder nur mit Zustimmung so wenig zu thun hat, und gewissermaßen tiefer wurzelt.
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geboren Siegmund Salzmann
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Arthur Schnitzler an Grete Lorma, 24. 11. 1915
Quelle: Arthur Schnitzler: Briefe 1913–1931. Hrsg. v. Peter Michael Braunwarth, Richard Miklin, Susanne Pertlik und Heinrich Schnitzler. Frankfurt am Main: S. Fischer 1984. (PDF unter: https://schnitzler-briefe.acdh.oeaw.ac.at/)