Samstag, 23. Oktober 1915

23/10 Im Hotel Frau Jonas, Frau Morena Herzog (ihm hat man das Forum verboten und er liegt nun krank hier im Sanatorium).―

Probe des Bachusfestes, nach meinen Angaben; etwas besser.―

Im Bristol mit O.―

Nm. mit Vollmoeller im Rauchsalon; er ist nun eine Art polit. Agent oder Abenteurer; amüsant wie immer, merkwürdig, nicht sehr verläßlich. Polit. Gespräch.―

Ins Theater gefahren mit O., Fred, Frl. Gelbard.

„Stunde des Erkennens“ spannte sehr. Die Lossen wundervoll; Bassermann glänzend; Landa (Ormin) anständig; glanzlos.

„Große Scene“ stürmischer Erfolg mit vielen Hervorrufen. Bassermann glänzend aber outrirte; seine Frau unbeträchtlich; Forest zu dürftig, aber nicht unwirksam; als Vilma Flamm trat Sibylle Binder auf,― die Tochter von Helene Binder (einstiger Herz ― die ich vor 26 oder 27 Jahren geheiratet hätte ― wenn ich überhaupt damals hätte heiraten wollen).― Auffallend begabtes interessantes Mädel.―

Bachusfest fiel natürlich gegen Gr. Sc. ab;― wirkte aber noch ganz gut; Bassermann nicht ganz fertig, aber mit genialen Zügen. Fr. Carlsen nett; Hr. Götz ganz leidlich.― Viele Hervorrufe.―

Während der Vorstellung (mit O. und Dora in der Loge) war mir einige Mal unwohl. Ein Privatdocent der Philosophie aus Gießen läßt sich melden, mit Frau, und weist auf sie mit den Worten: „Hier bring ich Ihnen das beste mit, was ich habe.“ Es war keine Gefahr, dass ich es wörtlich nehmen könnte.―

Im Bristol mit Fischers, Fr. Wolff, Kerr, M. Gelbard, Barnowsky, Eloessers, Vollmoeller, Siegfr. Ochs und Tochter.― Gute Stimmung.