Donnerstag, 20. Mai 1915

20/5 Die Nachrichten aus Italien, die den Krieg als unvermeidlich erkennen lassen.―

Dictirt die Casanova Skizze (Eifersucht) zu Ende.

Nach Tisch bei Richard, im Garten mit ihm, der blühende Flieder. Wir empfinden die Demütigung, die Oesterreichs abgewiesene Anerbieten bedeuten;― empfinden das Schicksal dieses Landes so tief wie andre, tiefer vielleicht. Wie verwurzelt ist man doch mit dem Land, das einen geboren? Was gehn uns am Ende die Mitbürger, die Diplomaten, die Monarchen an? Das Land! Die Heimat! ―

Bei Thimig (zum ersten Mal). Sprachen uns über meinen Brief aus. Er war hauptsächlich „befremdet“ dass er in der „N. Fr. Pr.“ stand, die ihm gegenüber sich feindselig verhält, und wie es dort hiess „auf Wunsch der Dichter“. Ich hielt aufrecht und klärte auf. Er wies mir dann einen Brief des Rechn. Raths W. vor, der Aussagen R.s festhält, nach denen dieser gewisse Briefe Schlenthers und Bergers spoliirt hätte. Auch mehr Ungeschicklichkeit als sonst was ― und für den Fall belanglos, da ja Th. sie amnestirt hatte. Immerhin wird sein Vorgehn begreiflicher.― Wir schieden in gutem Einvernehmen.

― Spaziergang mit O.; der rothe Himmel im Süden.―

― Lieder mit O.―