Sonntag, 15. November 1914

15/11 S.― Spazieren Himmel Cobenzl etc. Bedacht, was zu arbeiten wäre;― gestört nicht nur durch das ungeheure Allgemeine; auch leider durch persönliches allerlei Art;― u. a. durch Gedanken an materielle Verwerthungsschwierigkeiten was mir besonders durch das Verhalten der Kritik in Berlin gegenüber Med. u. ähnl. widerwärtig deutlich wird. (Das thöricht böswillige Mißverstehn des Oesterreichertums. Die Ausnützung ― des Weltkriegs gegen das, was dieses Geschmeiss meine Decadence und Skepsis nennt. Ihr idiotisches Dogma vom „Heldentum“, für das sie nun gar in den Schützengräben Beweise suchen.―) ― Am „Verführer“ dictir ich ― ohne Elan und Stimmung. Anzugreifen wäre wohl endlich die Selbstbiographie. Ein Titel ging mir heut durch den Kopf: „Leben, Kunst und Widerhall ―“ ― Der Roman (Wurstl ―). Der Fink und Fliederbusch, wenn auch vielleicht praktisch unzeitgemäß sollte durchgearbeitet werden. Am meisten klingt mir aus dem Weiher auf ― der aber zu persönlich wäre! ― Wäre mir nur nicht jede Geduld so völlig abhanden gekommen. Dieser Urfehler meiner Natur wirkt immer bedenklicher. Drei geordnete Sätze hintereinander niederzuschreiben ― kaum mehr denkbar. Wo soll das hin? Alles wird aufgeschoben ― auf welchen Termin? ― Heute bin ich zwei und fünfzig und ein halb. Seltsam dass ich es fast mit Scham niederschreibe.―

― Im Lauf des Nachm. (Olga noch bettlägerig) Else;― nach dem Nachtm. Schmidls, Frau Sgal, Jacob. Jacob las ein ganz vortreffliches Vorwort zu seinen Deutschen Charakteren vor.― Nachher Poker.―

― Am „Verführer“ beschäftigt.―