Montag, 22. Dezember 1913

22/12 Besorgungen.― Auf den Centralfriedhof (hin und zurück in Tram St. Simon gelesen) ― Begräbnis von Leo’s Mutter. Die stimmungs-, ja würdelose Feier (die Chorsänger gedankenlos, mit den Händen im Überrock), liess Ergriffenheit nicht aufkommen. Immer läppischer erscheinen mir übrigens Rituale, ja auch Symbole, gegenüber dem, was hier wirklich geschah, geschieht.― Wieder Besorgungen.―

Zum Thee mit O. zur Baronin Suttner; wo auch Alfred H. Fried, der Friedensmann. Das Gespräch bewegte sich vielfach auf dem dadurch gegebenen Gebiet. Fried scheint eher klug als gescheidt, und nicht gross genug für seine Idee. Er glaubt wie die Suttner, dass in wenigen Jahrzehnten die Kriege erloschen sein werden.― Ich hörte so mühsam, dass ich gleich müd war.―

Mit O. durch die Stadt. Trafen Ress. Eben war in der N. Fr. Pr. Korngold, über Concerte erschienen; ― O. mit den Worten abgethan: „artiges Vortragstalent, das für Stimme und Stimmbildung aufkommen muss.―“ Ress sagte „Wir haben beide unsern Hieb bekommen“;― tröstete übrigens O.―